OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter artigsten Inhaltes, sowie sehr aufschlußreiche Aufzeichnungen über interessante Er¬ eignisse und wichtige Lebensdaten nicht nur der beiden Dichter, sondern auch anderer Mitglieder der großen und angesehenen Lindemayr'schen Verwandtschaft und Bekanntschaft. Inmitten der eindeutig entweder mit „Pater Maurus“ oder mit „Peter Gottlieb Lindemayr“ unterzeichneten Gedichte war darin und ist auch in der von Martin Lindemayr zusammengestellten umfangreichen Lambacher Hand¬ schrift eine bedeutende Anzahl von solchen, die zweifellos ebenfalls den einen oder anderen der beiden Lindemayr zum Verfasser haben, doch ist dies aus irgend¬ welchen Gründen nicht ausdrücklich vermerkt. Es wird natürlich langwierige und mühevolle Untersuchungen metrischer, sprachlicher, stilistischer und inhaltlicher Art kosten, bis ihre richtige Zugehörigkeit festgelegt werden kann. Die eben besprochenen, in den letzten sonst so unheilvollen zehn Jahren wieder zum Vorschein gekommenen Handschriften von Gunskirchen, Aschach an der Donau und Schlägl vermögen auch für die Aufhellung dieser heiklen Angelegenheit manchen guten Dienst zu leisten. Die geplante wissenschaftliche Gesamtausgabe der Werke der Brüder Lindemayr wird jedoch beide Dichtergestalten in jeder Hin¬ sicht um so klarer herausstellen können, je mehr die Vorarbeiten hiezu auch von außen her Interesse und Unterstützung finden. In öffentlichen und privaten Büche¬ reien, in Archiven, Museal- und Studienbibliotheken, wie im Besitze einzelner Per¬ sonen, darunter auch solcher, die mit der aus den 14 Kindern Martin Lindemayrs zahlreich hervorgegangenen und weitverzweigten Nachkommenschaft überlieferungs¬ und sippenmäßig noch im Zusammenhang stehen, mögen die eine oder andere kost¬ bare Handschrift oder ein alter Abdruck eines der einst so weitverbreiteten geist¬ lichen und weltlichen Lindemayr'schen Lieder bis heute erhalten sein5). Erst vor kurzem übersandte mir durch die liebenswürdige Vermittlung des Prof. Dr. Reits¬ hamer am Bischöflichen Knabenseminar in Urfahr der Gesangverein Seekirchen 5) Außer den im vorstehenden Aufsatz genannten Handschriften sind bisher noch be¬ kannt: „Der bey einem Arztentheater unentbehrliche Hanswurst“ in des Dichters eigener Hand¬ schrift. „Die Quintessenz des arztischen Theaters“ (eine andere Bezeichnung des obigen Stückes) in der Handschrift des Anton Akamphuber, „Waisenkind“ in der Paura; doch sind darin nur die Arien wiedergegeben, der Prosatert erscheint bloß in kurzen Auszügen. Beide Manuskripte befinden sich im Lambacher Stiftsarchiv. In der Handschriftensammlung des Klosters Lambach fanden sich noch: „Der kurzweilige Hochzeitsvertrag“, „Der ernsthafte Spaß“ und „Der herunter¬ gesetzte Herr von Hochaus“. Im Musikarchiv des Stiftes Kremsmünster sind eine Handschrift des Singspieles „Rebekka als Braut“ mit der Komposition von Mich. Haydn, drei Liederhefte von Ernest Frauenberger (1769—1840) auch mit einigen von ihm vertonten Lindemayr-Gedichten und die Handschrift XI 578 A, 101 Oktavseiten (6 Mundartgedichte und „Das Gvatterbitten“ aus dem Lustspiel „Der ernsthafte Spaß“, ferner die Stücke: „Der Gang zum Richter", „Jodel oder der Friedensstifter“, der „Kurzweilige Hochzeitsvertrag“ und die „Komödieprobe"). Die „Komödie-Probe“ in der Vertonung von Georg Gugeneder bewahrt das Linzer Landesmuseum auf. „Die reisende Ceres“ ist handschriftlich unter Nr. 12.605 in der Wiener Hofbibliothek. In neuerer Zeit wurde dieses Lustspiel auch von Prof. Franz Neuhofer in Linz vertont. — Das von un¬ bekannter Hand stammende Manuskript: „Bäurische Lieder von Maurus Lindemayr mit Melodien von Aumann, reg. Chorherrn v. St. Florian“, blieb im Archiv dieses Stiftes erhalten (53 mund¬ artliche und hochdeutsche, erst näher zu untersuchende Lieder, 9 davon vertont). Dr. Alfred 142

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