OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Anschober: Neue Funde und Fortschritte in der Lindemahr-Forschung 19. Jahrhundert. Leider ist sie unvollständig, weil am Anfange 24 Seiten fehlen Die vorhandenen 35 Lieder, auf 120 Seiten, sind durchwegs in Mundart und bis auf vier alle entweder mit „Pater Maurus" oder mit „Peter Gottlieb Lindemayr signiert. Einige davon waren bisher völlig unbekannt. Außerst aufschlußreich ist auch die zweite Handschrift. Sie stammt aus der Sammlung des Heimatforschers Hiermann in Aschach a. d. D. und wurde 1939 vom Linzer Landesmuseum aus der Hand des Antiquitätenhändlers Runge in Eferding erworben. Sie zeigt Klein¬ quart-Querformat, Büttenpapier und umfaßt 168 Seiten — die letzten davon sind mit Noten beschrieben — und ist ungefähr gleichen Alters wie das Gunskirchner Manuskript. Die Titel der einzelnen Gedichte sind in schöner Zierschrift ausgeführt. Diese Aschacher Handschrift enthält ebenfalls 35 Gedichte und Lieder, teils in Mundart, teils in der Schriftsprache, alle so wie in der aus Gunskirchen heiteren Inhaltes. Zwar ist in ihr nirgends der Verfasser ausdrücklich angegeben, doch finden sich alle ihre Dichtungen in der Martin Lindemayr-Handschrift wieder. Es fügte nämlich eine spätere Hand mit dunkler Tinte bei den sicher von Pater Maurus geschaffenen Dichtungen zu der vom ursprünglichen Schreiber fortlaufend bezeichneten Seitenzahl auch noch eine zweite Seitenangabe hinzu, die von Pagina 140— 164 verläuft; ein klarer Beweis, daß sie aus einer bereits vorliegenden Handschrift entnommen wurde, einem Originalmanuskript des Pater Maurus? Ebenso scheint in ihrem musikalischen Teile in einer, diesesmal violetten Tinte, bei jedem einzelnen Liede wiederum eine zweite besondere Seitenbezeichnung auf. Es muß also auch eine eigene Liederhandschrift bestanden haben, die zudem die einst so beliebten Arien aus seinen schriftdeutschen Lustspielen — wie aus zwei Beispielen ersichtlich ist — überlieferte, und aus welcher der Verfasser dieser Aschacher Handschrift ebenfalls geschöpft hat. Die dritte der nunmehr wieder ans Tageslicht gekommenen alten Lindemayr¬ Handschriften ist für die Forschung vielleicht die allerwichtigste. Sie kam 1898 aus dem Nachlasse des verstorbenen Oberlehrers Fr. Bernecker in das Archir des Stiftes Schlägel im oberen Mühlviertel. Ihr Einband ist zwar verhältnis¬ mäßig neu, höchstens 60 bis 70 Jahre alt. Die wieder auf Büttenpapier — hier in Querformat — vorgenommene Niederschrift (203 Seiten) erweist sich aber ein¬ wandfrei als das wieder aufgefundene Originalmanuskript des Stadelschreibers Peter Gottlieb Lindemayr, das seinem Sohne Martin vor beinahe 150 Jahren als Vorlage für den dritten Abschnitt seiner umfangreichen Lambacher Handschrift diente. Damit ist die ebenso erfreuliche wie untrügliche Gewähr für die unbedingte Verläßlichkeit und pietätvollste Einstellung Martin Lindemayrs gegenüber den von seinem Vater hinterlassenen Schriftwerken und zudem die berechtigte Schlu߬ folgerung gegeben, daß er — ebenso wie die übrigen Originalschriften — auch die ihm noch vorliegenden zwei anderen „geschriebenen Liederbücher“ mit der gleichen gewissenhaften Sorgfalt benützte. In diesen drei „Lieder“-Büchern standen, wie das im Stifte Schlägl erhalten gebliebene beweist, auch schon die vielen „Exzerpta und Notata“ in lateinischer und deutscher Sprache und verschieden¬ 141

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