OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Dr. Konrad Schiffmann erwähnt in seinem Buche „Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803“ (Linz 1905) auch noch ein Stück mit dem Titel „Der deutsche Aff“, das nach Sperl am 6. Februar 1774 aufgeführt worden sein soll. Er zitiert unrichtig, denn Prior Sperl gibt ausdrücklich das Jahr 1775 an. Mit gleichem Datum wurde im Stiftstheater „Das Chamäleon des Herrn Nabeners“ gespielt. Dieses und der „Deutsche Aff sind also ein und dasselbe Lustspiel, was auch aus den Versen der Schlußarie im „Chamäleon" deutlich hervorgeht, denn sie lauten: „Deutsche, was denket ihr, seid ihr denn Affen, Die an den Menschen nur jenes begaffen, Dessen ein jeder Vernünftiger lacht? Wollet ihr kurzum den Ausländern gleichen; Sucht sie in dem und in dem zu erreichen, Was ihnen Ehre, euch Vorzüge macht." Andererseits überraschte Universitätsprofessor Dr. Moritz Enzinger im Jahre 1930 alle Lindemayr-Freunde mit der Veröffentlichung zweier neuer, bis dahin völlig aus dem Gesichtskreise gekommener mundartlicher Spiele in der Zeitschrift „Euphorion“. *) Sie tragen die Überschriften: „Die durch die Todesfurcht ver¬ triebene Saufsucht des liederlichen Hansen, composuit R. P. Maurus Lindemajr olim missionarius in Aichkürchen“ und „Hans in der Klause“. Zusammen mit dem vorhin erwähnten kurzen Stücke „Jodl, der Friedensstifter“ stellen sie wichtige Vorstufen zum weiter ausgebauten, 1775/76 entstandenen Lustspiel „Der ernsthafte Spaß“ oder „So bessert man Trunkenbolde“ dar. Die „Saufsucht“ wurde bereits 1765 im Stifte Wilton bei Innsbruck anläßlich der Vermählungsfeier des Erz¬ herzogs Leopold von Österreich mit Maria Louise, der Tochter König Karls III. von Spanien, aufgeführt. Die dieser Aufführung zugrunde liegende, von einem unbekannten Schreiber vermutlich in Salzburg angefertigte Handschrift wurde von Enzinger im Museum Ferdinandeum in Innsbruck (3. Stück der Bibliotheca Dipauliana), eine zweite, mehr ins Schriftdeutsche hinübergewendete, in der bayrischen Staatsbibliothek in München entdeckt. Der „Hans in der Klause“ ist handschriftlich im Besitze des Herrn Sepp Reiter, Bergmeisters in Hallstatt. Jedoch auch in ihrem lyrischen Inhalte ist die Martin Lindemayr'sche Hand¬ schrift im Kloster Lambach nicht vollständig. Zur näheren Klärung dieser Frage können drei sehr wertvolle Liederhandschriften dienen, von denen die erste kurz vor, die beiden anderen bald nach dem zweiten Weltkriege zu meiner Kenntnisnahme gelangten. Ich bezeichne die erste als „Gunskirchner Handschrift“, weil sie 1937 vom inzwischen verstorbenen Oberlehrer Moser von Gunskirchen im dortigen Schulhause aufgefunden wurde. Sie ist aus Büttenpapier, geheftet und in Gro߬ oktav-Format. Ihre Schrift zeigt die Kurrende um die Wende des 18. zum *) Herausgegeben von Josef Nadler und Georg Stefansky, Bd 31, Heft 1 u. 2 (Stuttgart, Metzlerische Verlagsbuchhandlung). 140

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