OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Anschober: Neue Funde und Fortschritte in der Lindemayr-Forschung gehörige wichtige Amt eines Salzstadelschreibers — hernach k. k. Salztransport¬ amtsverwalter benannt — in Stadl-Paura und war seit dieser Zeit 29 Jahre lang mit einer Schwester des Abtes Amand Schickmayr vermählt. Seiner zweiten Frau, Anna von Erb aus Vorchdorf, wurde er jedoch selbst bereits nach vier Jahren durch seinen Tod im 58. Lebensalter entrissen. Im Gegensatz zu seinem geistlichen Bruder, den eine besondere Begabung vor allem zum gewandten Verfasser ur¬ wüchsigster, humorvollster und witzigster Komödien vorherbestimmte, war Peter Gottlieb Lyriker. Außer sprachlich sehr gewandten und launigen Liedern und Gedichten in der Mundart, die Gelegenheitsdichtungen gewöhnlicher Auffassung weit überragen, zeichnet ihn eine stattliche Anzahl lyrischer Schöpfungen in hoch¬ deutscher Sprache durch Tiefe und Echtheit der Empfindung, sowie durch schlichte Innigkeit des Ausdrucks so sehr aus, daß auch sein Name und seine Dichtung in einem poetischen Ehrenbuche unserer Heimat mit vollem Rechte wieder ans Licht kommen müssen. Sein Sohn Martin Lindemayr, Salzaktuar, auch Oberstallmeister in der „Traunzüge-Regie“ in Stadl-Paura bei Lambach und seit 1825 „Oberfaktor beim Salzoberamte in Gmunden, wo er 1833 starb, stellte um 1810 „aus einigen hinterlassenen Schriften des Vaters und drei geschriebenen Liederbüchern ver¬ mischten Inhaltes“ eine ungefähr 450 engst beschriebene Seiten starke und mit größter Sauberkeit ausgeführte Handschrift über das literarische Erbe seines Vaters und seines Onkels Pater Maurus her, die er seiner Stiefmutter als kostbares Andenken überreichte. Vor ihrem Tode im Jahre 1832 wurde diese Handschrift von der 81 jährigen Witwe Peter Gottlieb Lindemayrs in die Hände des da¬ maligen Subpriors im Lambacher Stifte, Pater Wolfgang Kollendorfer, über¬ geben, und dieser trug auf die erste Seite der Handschrift den Vermerk ein: „Diese Sammlung von allen Theater-Stücken und Liedern des hochberühmten sel. Pater Maurus Lindemayr ist nur allein mehr vorhanden. Sie soll daher wohl auf¬ bewahrt und nie aus den Händen gegeben werden.“ Die Handschrift war von Martin Lindemayr so angeordnet worden, daß sie in drei Abschnitte zerfällt, wo¬ von der erste fünf Theaterstücke und gegen 100 kürzere und längere Gedichte, der zweite sechs Theaterstücke und wiederum gegen 100 lyrische Werke, der dritte aber nur Abschriften aus einem dritten Bande der geschriebenen „Liederbücher“ enthält. In unvorsichtiger Weise wurde sie einmal aus den Händen gegeben und dabei gingen 13 Seiten verloren. Aber selbst vorher umfaßte sie nicht alle Theaterstücke und Lieder der Gebrüder Lindemayr, wie Pater Kollendorfer behauptet hatte. Es fehlen darin: „Der Gang zum Richter“ und die Operette „Jodl, der Friedens¬ stifter zwischen seinem Vater Hanns und seiner Mutter Margareth“, die hoch¬ deutschen Lustspiele „Der heruntergesetzte Herr von Hochaus“ und „Rebekka als Braut“. Ein viertes Lustspiel mit dem Titel „Der Argonautenzug“, das nach Angabe von des Dichters Mitbruder, Prior Erenbert Sperl, im dortigen Stifts¬ theater am 6. August 1771 gespielt wurde, ist leider bisher noch immer nicht auf¬ gefunden worden. 139

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