OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Verlust. Die Ausgabe von 1822 enthält fünf Komödien: „Die Komödie-Probe, oder Hanns von der Wört“, „Der versoffene Hanns, oder So bessert man Trunken¬ bolde" (sonst meist unter dem Titel: „Der ernsthafte Spaß"), „Hochzeit-Vertrag“, „Der Gang zum Richter“, „Jodel, der Friedensstifter zwischen seinem Vater Hanns und seiner Mutter Margareth“ und 16 „Lieder“ (Gedichte), von denen eines, das dritte „Abschiedslied“, von Peter Gottlieb Lindemayr stammt, was aber in dieser Ausgabe nicht vermerkt ist. 53 Jahre später, 1875, erschienen im Linzer Verlag der F. J. Ebenhöch'schen Buchhandlung „Maurus Lindemayr's Sämmtliche Dichungen in obderennsischer Volksmundart. Mit einer biographisch-literarischen Einleitung und einem kurz¬ gefaßten Idiotikon“, herausgegeben von Dr. Pius Schmieder aus dem Kloster Lambach, der damals als Pfarrer und bekannter Schriftsteller in Lindemayrs Geburtsort wirkte. In einem Anhange brachte Schmieder noch vier geistliche hoch¬ deutsche Lieder des Pater Maurus und drei Mundartgedichte, die er — zum Teil irrtümlich — dessen Bruder Peter Gottlieb zuschrieb. Mit sieben größeren und kleineren mundartlichen Lustspielen: „Kurzweiliger Hochzeitsvertrag", „Der ernst¬ hafte Spaß“, „Die Komödie-Probe“, „Die reisende Ceres“, „Der Teufel im Faß“, „Der befreite Landrekrut“, „Der Gang zum Richter“ 2) und 22 seiner mit einzigartiger Sprachgewandtheit und anschaulichster Darstellungskunst geschaffenen Dialektgedichte übertrifft diese Ausgabe jene von 1822 an Inhalt um ungefähr ein Drittel. Ihre Titelangabe, daß sie „sämmtliche“ mundartliche Dichtungen Maurus Lindemayrs enthalte, entspricht jedoch keineswegs der Wirklichkeit. Ebenso spricht Schmieder in der Einleitung zu seinem Buche nur von schriftdeutschen geistlichen Liedern und einigen vaterländischen Gedichten des Pater Maurus. Eine Reihe köstlicher Lieder verschiedenen anderen Inhaltes übergeht er. Schmieders Urteil über die von ihm angeführten Lustspiele Lindemayrs in hochdeutscher Sprache: „Der bei einem Arztentheater unentbehrliche Hanswurst“, „Die Anstalten zum Gratulieren“, „Das Chamäleon des Herrn Rabeners“, „Der englische Patrio¬ tismus" und „Der heruntergesetzte Herr von Hochaus“ erfordert gleichfalls eine richtigstellende Ergänzung. Die literarische Würdigung des Bruders, Peter Gottlieb Lindemayr, erschöpft sich bei Schmieder mit der bloß in einer Fußnote stehenden Bemerkung: „Seine mundartlichen Dichtungen sind zumeist Gelegenheitsgaben und der Mehrzahl nach erzählend. Durch Laune und Sprachgewandtheit reihen sie sich denen seines Bruders würdig an.“ Peter Gottlieb Lindemayr (1741 —1799), um 18 Jahre jünger als Pater Maurus, kam nach Beendigung seiner Studien am Jesuiten¬ gymnasium in Linz bald als Schreiber zu seinem Bruder Gotthard, dem letzten Hofrichter in Traunkirchen und dann ersten Rentmeister in Ort bei Gmunden3) Er versah dann von 1765 an das zum Verwaltungsbereich des Lambacher Stiftes 2) Besteht nur aus einer längeren Gzene. 3) Grabinschrift v. J. 1791 an der Außenséite der Kirchenmauer in Altmünster. 138

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2