OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter gebung wird eine größere Wirkung erzielt. Die Bilder des Franz Gamon sind künstlerisch wertvoller als die seines Vaters. Aus der Zeit von 1676 bis 1682 fehlen Bilder. Von 1682 bis 1689 werden sie häufiger (insgesamt zehn Bilder mit besonders reicher Umrahmung und Aus¬ stattung). Die Reihe wird dann unterbrochen durch ein auffallend größeres Bild: Rokoko in der ganzen Aufmachung (Verwendung von Säulen und Halleneingang) und in den Farben. Es ist das Bild des Bräuers Ambros Wohlmayr, der sich 1693 in die Bruderschaft eingekauft hatte und das Bräuhaus auf dem Hauptplatze Nr. 29 bewirtschaftete (gestorben 1722). Es fällt aus dem Nahmen der übrigen Bilder heraus und dürfte von einem anderen Maler verfertigt worden sein. Die nächsten Bilder (acht) gleichen wieder den früheren. Nur bei drei Eintragungen aus dem Jahre 1701 weist die Schrift Randverzierungen auf, was sonst im ganzen Buche nie vorkommt. Welcher Maler für die Gruppe der 18 Bilder aus der Zeit von 1682 bis 1709 oder 1715 in Frage kommt, läßt sich nur mutmaßen. Es dürfte wohl Martin Mayr gewesen sein, der in Ried als selbständiger Meister von 1678 bis 1721 wirkte. Er wurde auch von der Leinweberzunft im Jahre 1693 beauftragt, Bilder für die neuen Handwerksfahnen zu malen. Neben ihm arbeitete in Ried der Maler Gedeon Eberle (gestorben 1723), den die Matriken einen „ausgezeich¬ neten Maler“ nennen, während sonst hiefür gewöhnlich nur der Ausdruck „der kunstreiche“ gebraucht wurde. Nun folgen vier Bilder aus den Jahren 1724 bis 1730, die weniger an¬ sprechen. Das Jahr 1734 bildet einen Wendepunkt: wunderbare Nokokobilder zieren nunmehr das Bruderschaftsbuch. Es sind sechs Bilder aus den Jahren 1734 bis 1779. Der Meister dürfte Johann Sebastian Strobl (geboren 1718, gestorben 1779) gewesen sein. Er war Mitglied des Rates und Kirchenverwalter. Der sonst sehr bedeutende Zeichner Franz Xaver Fuchs (geboren um 1744 in Mauerkirchen), der 1771 die Spitalmeßnerstochter von Ried heiratete, dürfte zeitlich nicht in Frage kommen. Damit ist für Ried eine künstlerische Entwicklung aufgezeigt, die mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts einsetzt und mit ganz wenigen Unterbrechungen bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts fortgeführt wird. Des Malers Lust und Liebe spricht aus den beiden Bruderschaftsbüchern. Diese Meister sind zum Teil die Zeitgenossen der Schwanthaler, deren Wirken in Ried durch die Jahre 1632 und 1838 begrenzt ist. Ich glaube, wir dürfen eine gegenseitige Einflußnahme von Bildhauer und Maler für das künstlerische Schaffen in Ried voraussetzen. 136

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