OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Berger: Zwei Bruderschaftsbücher der Stadt Ried ausgeführt. Die Aufnahmen in die Bruderschaft beginnen bei den „Nicht¬ Bräuern“ mit dem Jahre 1601. Der erste ist der Gastgeb Christoph Ofner.Jhm folgt 1608 der Gastgeb Abraham Amersperger und seine Hausfrau Regina. Das erste gezeichnete Bild stellt den Tuchhändler Paulus Meyer dar, der 1612 Mit¬ glied der Bruderschaft wurde, das erste gemalte den Marktschreiber Christoph Heyß und seine Frau Eva (1628). Im Jahre 1632 bekommt das Zeichnen und Malen eine eigene Note. So sind die Bilder des Adam Kobler und des Kaspar Trauner, die beide im Jahre 1632 in das Handwerk aufgenommen wurden, besser und schöner ausgeführt als die vorausgehenden, der Rahmen ist reicher, den Abschluß nach unten bildet das Bräuerwappen. Das Kreuz ist vielfach noch immer der Mittelpunkt des Bildes, doch treten mehrmals an dessen Stelle auch andere Darstellungen, wie Maria mit dem Jesuskind, Anbetung der Heiligen Dreikönige. Irdisches und Über¬ irdisches werden voneinander durch Wolkenschichten geschieden. Diese Art der Darstellung, die durch Einfachheit ihres Inhaltes gekennzeichnet ist, schließt mit dem Jahre 1645. Wer hat diese Bildchen geschaffen? Einen Fingerzeig hiefür bietet die Durch¬ sicht jener Persönlichkeiten, die als Nicht-Bräuer in die Bruderschaft aufgenommen wurden. Unter den vielen Namen finden wir nur zwei Maler verzeichnet: Es sind die beiden Gamon (auch Gaman geschrieben), Vater und Sohn. Von den Malern vor und nach ihnen wurde kein einziger Mitglied der Bruderschaft. Das zeigt, daß die Gamon zu dem Bräuerhandwerk besondere Beziehungen hatten. Johann Andreas Gamon stammte aus Feldkirch in Vorarlberg. Als Geselle arbeitete er bei einem der Rieder Maler, vielleicht bei Georg Ranzer, Apothekerssohn aus Schwäbisch-Gmünd, der 1605 die Malerwitwe Peinhackl in Nied geheiratet hatte. Im Jahre 1619 vermählte sich Gamon mit der Nieder Wei߬ gärberstochter Barbara Amersperger. In die Bruderschaft wurde er 1633 auf¬ genommen: sein einfaches Bild, in der Mitte ein Engel, unterhalb des Bildes das persönliche Wappen, ist wohl ein Selbstporträt. Er war in Ried als selb¬ ständiger Meister bis etwa 1648 tätig. In diesem Jahre übernahm sein am 30. Jänner 1624 geborener Sohn, Franz Gamon, die väterliche Werkstätte. 1648 vermählte sich Franz Gamon mit Sabina Rack. Er war gleichzeitig mit Thomas Schwanthaler am Bau des Hochaltares in Ried (1665) und des Doppel¬ altares in St. Wolfgang (1675) beschäftigt. Die ersten 17 Bilder bis zum Jahre 1645 dürften von Johann Andreas Gamon selbst, teilweise vielleicht von einem seiner Gesellen verfertigt worden sein. Sie sind nicht alle gleich gut. Dem Franz Gamon (1648— 1680) sind mindestens vier oder fünf Bilder zuzuschreiben. Diese sind sofort erkenntlich an der reicheren Ausstattung des Rahmens (Fruchtkörbe). Die Einförmigkeit, die in der Verwendung des Kreuzes als Mittelpunkt des Bildes liegt, hört auf. Zum erstenmal wird als Mittelstück das Passauer Maria-Hilf-Bild verwendet (1666). Wolken teilen das Bild in eine obere und untere Hälfte. Durch reichere Farben¬ 135

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