OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Die Summe der ins Handwerk aufgenommenen Rieder Bräuer von 1540 bis 1831 beträgt 190, die der auswärtigen 61, das sind insgesamt 251. Das Bräuerbuch ist von besonderer Bedeutung einerseits für die Familiengeschichte des Marktes Ried, andererseits durch die zahlreichen Bilder, von denen eine Reihe als Porträte anzusprechen ist, für die Entwicklung des künstlerischen Geschmackes in einem verhältnismäßig kleinen Orte und nicht zuletzt für die Trachtenkunde. In diesem Aufsatz sei ein Überblick über die Illustrierung des Buches geboten. Am Anfang des ersten und zweiten Teiles der Verzeichnisse steht je ein ganzseitiges Bild. Beide stellen den hl. Florian dar, der seinen Mantel über die zum Gebete Versammelten ausbreitet. Der Unterschied besteht nur darin, daß im ersten Blatt bloß Bürger unter dem Schutzmantel knien, im zweiten Blatte auf der rechten Seite auch sieben Frauen. Das hängt damit zusammen, daß im zweiten Teil (Nicht-Bräuer) auch einzelne Frauen verzeichnet sind, die in die Bruderschaft aufgenommen wurden. Das zweite Bild weist oberhalb des hl. Florian, durch Wolken von ihm getrennt, ein kleines Bild auf: neben Maria ein Reiter mit Fahne und Rosenkranz. Sie knien vor dem sitzenden Heiland, der in der Rechten den Pfeil hält, bereit zum Absenden auf Nied. Hinter dem Heiland ist ein Engel dargestellt mit vorgestreckter Hand, gleichsam als wollte er den Pfeil zurückhalten. Zwei andere ganzseitige Bilder enthalten die Wappen des Marktrichters Veit Adam Vogl und seiner Frau Maria Elisabeth, geborene Wüerer (1691). Hinsichtlich der Beurteilung der Bilder ergeben sich verschiedene Gruppen. Die erste Gruppe reicht bis zum Jahre 1645. Die älteren (17) Bilder dieser Gruppe sind rein schematische Zeichnungen, die dargestellten Persönlichkeiten gleichen einander aufs Haar. Wir können daraus schließen, daß der Maler die darzustellenden Bräuer nicht mehr kannte. Die Bilder sind daher nicht lebenswahr. Manche sind nicht einmal vollständig ausgeführt. Sie umfassen die Zeit von 1591 bis 1619. Die Art der Darstellung ist wohl auch nach dem Jahre 1619 die gleiche: innerhalb eines einfachen Rahmens knien der Bräuer und seine Frau betend vor dem Heiland am Kreuz; der Hintergrund zeigt ein Stadtbild (Ferusalem) und sich das Schaffen eine Gebirgslandschaft. Mit dem elften Bilde (1620) ändert des Meisters. Die Bilder werden kunstvoller, die dargestellten Persönlichkeiten sind ohne Zweifel porträtmäßig. Es ist nicht ausgeschlossen, daß man erst im Jahre 1620 mit der Illustrierung des Bruderschaftsbuches begonnen hat. Bei den älteren Eintragungen der in die Bruderschaft aufgenommenen Bräuer wurden dann gleichförmige Idealgestalten eingezeichnet. Ich schließe dies auch daraus, daß zum Beispiel das Bild des Bräuers Hans Veichtner, der 1620 in das Handwerk aufgenommen wurde, und das Peter Schuellers aus dem Jahre 1602 derartige Ähnlichkeiten aufweisen, daß man ihre gleichzeitige Verfertigung annehmen darf. Auch im zweiten Tale des Buches sind die Verhältnisse ganz ähnlich wie im ersten. Vielfach ist bloß der Rahmen gezeichnet, der Inhalt des Bildes aber nicht 134

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2