OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Straßmayr: Schicksale oberösterreichischer Klosterbibliotheken von der Stiftsbibliothek Garsten wurden mit jener in Gleink vereinigt, von wo der gesamte Bücherschatz im 20. Jahrhundert in die Bibliothek der Diözese Linz gelangte. Handschriften, Inkunabeln und Druckwerke erhielt kurz nach der Kloster¬ aufhebung die Linzer Studienbibliothek. Mittelalterliche Kodizes, die einst den Klöstern Garsten und Gleink zur Zierde gereichten, fanden ihren Weg in die Stifts büchereien von St. Florian, Göttweig, Heiligenkreuz und Seitenstetten. Ein Mißgeschick waltete über der Bibliothek des aufgelösten Augustiner-Chor¬ herrenstiftes Waldhausen. Da ein Teil der Bücherbestände ohne Aufsicht im ver¬ lassenen Kloster zurückblieb, gab es hier für die Altertumshändler eine willkommene Beute. Handschriften und Druckwerke wurden dem Heimatland entfremdet, Einiges gelangte in die Studienbibliothek. Zwei Handschriften tauchten später in der könig¬ lichen Bibliothek Kopenhagen und bei dem Antiquar Rosenthal in München auf. Als vor einigen Jahrzehnten die berühmte Sammlung Lana (Prag) in Wien zur öffentlichen Feilbietung kam, erwarb die Studienbibliothek einen Psalter aus dem 13. Jahrhundert. Das gleiche Institut entdeckte in einer niederösterreichischen Pfarre einen Waldhausener Koder aus dem 12.—14. Jahrhundert und reihte ihn seiner Handschriften-Abteilung ein 29) Das Augustiner-Chorherrenstift Ranshofen stand im Zeitpunkt seiner voll¬ ständigen Auflösung (1811) unter bairischer Herrschaft. Daher kamen viele Hand¬ schriften, 130 an der Zahl, in die Staatsbibliothek München. Zwei Kodizes erwarb später die Preußische Staatsbibliothek Berlin, ein schönes Evangeliar aus dem 12. Jahrhundert wanderte nach Oxford 3°). Für die Antiquare bot sich im Zeit¬ alter der Klosteraufhebungen und auch später noch manche Gelegenheit für lohnende Geschäfte. Im Jahre 1870 kaufte ein Münchener Händler im Pfarrhof Rans¬ hofen die letzten Reste der einstigen Klosterbibliothek auf. Von dem aufgelösten Chorherrenstift Suben wurden Archiv und Bibliothek auf Inn und Donau nach Linz befördert. Wertvolles literarisches Gut ging dabei für immer verloren. Was sich in der Studien- und Priesterseminar-Bibliothek heute noch vorfindet, ist von bescheidenem Umfang. Ein günstigeres Schicksal war der Bücherei des Kollegiatstiftes Spital am Pyhrn beschieden, das 1807 aufgehoben und kurz darauf den Benediktinern von St. Blasien im Schwarzwald übergeben wurde. Als sie 1809 in die unter Kaiser Josef II. aufgehobene Benediktinerabtei St. Paul in Kärnten zogen, durften sie die gesamte Bibliothek mitnehmen31). Obwohl die Ordenshäuser, welche die schweren Jahre der Josefinischen Klosteraufhebung überstanden hatten, von Wirtschaftssorgen stark bedrückt waren, begann sich doch in ihnen allmählich wieder neues geistiges Leben zu regen. Ein leuchtendes Beispiel wissenschaftlicher Tätigkeit gab St. Florian, dessen Bücher¬ 29) K. Schiffmann, Handschriften-Verzeichnis in der Studienbibliothek Linz, Einleitung. 30) R. Guby, Das ehemalige Augustiner-Chorenherrenstift Ranshofen. Monatsschrift für die ostbayr. Grenzmarken Ig 10 (1921) S. 2 f. 31) Hittmair, Klostersturm S. 496. 127

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