OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter graphie für die jungen Konventualen. Noch im gleichen Jahre beschloß er in Linz sein arbeitsreiches Leben. Ein Vergleich unserer Blätter mit dem Bild der Schaunburg, das Vischer in seinem Buche bringt, gestattet uns daher wichtige Schlüsse auf die topographische Genauigkeit der Arbeiten dieses Mannes in unserem speziellen Fall und darüber hinaus ein Werturteil über seine oberöster¬ reichische Topographie im allgemeinen. Die Vischersche Wiedergabe der Schaunburg ist vom künstlerischen Stand¬ punkt aus gesehen ziemlich steif und die Perspektive läßt zu wünschen übrig. Eine Gegenüberstellung mit unseren Ansichten bestätigt vor allem, daß sein Bild schema¬ tisch gezeichnet ist. Die ganze Anlage der Burg erscheint zusammengeschoben und vermittelt daher keinen anschaulichen Begriff der großen Ausdehnung dieses mittel¬ alterlichen Bollwerks. Das landschaftliche Element ist in seiner Gesamtheit und besonders im rechten Teil des Blattes verzeichnet und etwas phantasievoll empfun¬ den. Man könnte nun freilich annehmen, daß Vischer das Landschaftsbild ab¬ sichtlich vernachlässigt hat, daß der landschaftliche Hintergrund und die um¬ gebende Natur von ihm als Beiwerk behandelt wurden, wenn die Baulichkeiter naturgetreu wiedergegeben sind. Bei näherem Vergleich der beiden Vorlagen stellt sich aber heraus, daß letzteres nicht der Fall ist. Die Darstellung der einzelnen Gebäude und das Festhalten ihrer Einzelheiten ist durchaus ungenau. Unter anderem fällt besonders auf, daß Vischer zwischen der Vor- und Hauptburg einen Torbau einsetzt, dessen mittlerer Teil turmartig aufsteigt, während in unserer An¬ sicht nur der „Thraydt Kasten“ auferscheint. Vor allem befremdet auch, daß die nach unseren Zeichnungen teilweise bereits ziemlich weit vorgeschrittene Zerstörung einzelner Burgteile von Vischer vollkommen unberücksichtigt gelassen wurde, was bei der Beurteilung seiner gegenständlichen Verläßlichkeit besonders ins Gewicht fällt. Da die Topographie erst 1674 ver¬ öffentlicht wurde, wäre fürs erste immerhin der Fall denkbar, daß die Ansicht der Schaunburg für diese erst nach erfolgter Restaurierung aufgenommen wurde. Es läßt sich aber erweisen, daß Vischer die Zeichnungen für sein Kupferstichwerk schon 1668, mindestens aber vor 1670 abgeschlossen hatte. Er hat für seine Karte von Oberösterreich, die 1669 unter dem Titel „Archiducatus Austriae Superioris Geographica Descriptio“ in Kupferstich erschien, die Mappierung des Landes im Sommer 1667 begonnen und die fertigen Zeichnungen den oberösterreichischen Ständen am 21. Februar 1668 überreicht. Seine Topographie hat er als Er¬ gänzung zu seiner Landkarte angesehen. In einem Gesuch an den Kaiser, wahr¬ scheinlich aus dem Jahre 1666 — er unterzeichnet sich noch als Kaplan — um ein Schutzprivilegium handelt er ausdrücklich von der „Landtcarthen oder Mappam des Landts Ob der Ennß sambt der dazugehörigen Topographie“. In einer Ein¬ gabe an die Stände vom 25. August 1668 spricht er von einer vollständigen Zu¬ sammenrichtung der Landkarte und der dazugehörigen Bücher. Wenn Vischer sein topographisches Werk von vornherein als Supplement zur Karte betrachtete, muß man wohl mit Fug und Recht annehmen, daß er die Zeichnungen für dieses 114

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