OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberleitner: Unbekannte Ansichten der Schaunburg Hoche dickhe ganz ohne Dach steende sehr eingefallene Rinckhmaur, 19. Anderte Eckthurn, so vor unvordenckhlichen Jahren beschossen worden und mit Schließen zuversorgen. 20. ein starckher hocher Turn. 21. Hoftaferne. 22. Diener Heißl. 23. ein guatenteils eingefallene Maur. 24. ein diefer graben. Bild 2: Anderte Seiten deß Schloß. 1. Der auf zweyen Seiten allerdings eingefallene Eckhthurn. 2. ein hocher starkher Turn. 3. Eckhthurn so mit Schließen zuverwaren. 4. ohne Dachung steende Hoche dickhe sehr schadthafte Maur. 5. daß Thor. 6. ein diefer Graben. 7. ein faßt dergleichen Hoche uneingedeckhte schadthafte Maur. 8. Rinckhmaur. 9. Stallung. 10. Rinckhmaur. 11. diefer graben. 12. Maur in Innern Schloß darob ein Prustwör oder gang. 13. Schülder Heißel. 14. Absonderlicher Stockh im Innern Schloß die Canzley genannt. 15. Schülder Heißl. 16. ein von grundl aus hoche starckhe Maur in formb eines rundels bis zur Capelle, darob ein gang und Prustwöhr. 17. Closter Pupping. Bild 3. Gegen den Innern Schloß Inwendig herein. 1. Der eingefallene Turn. 2. ein starckher Hocher Turn. 3. Thurn so mit schließen zuverwahren. 4. uneingedeckhte Rinckhmaur. 5. daß Thor. Die erste Ansicht zeigt sehr instruktiv die Dreiteilung der Burganlage: Die Hoftaverne, die nur über eine Brücke zugänglich war und die zweite Brücke zur großen Vorburg schützen sollte. Durch zwei tiefe Graben getrennt, steigt die eigentliche Hauptburg mit dem gewaltigen Berchfrit empor, die mit der gotischen Burgkapelle ihren würdigen Abschluß findet. Nach einem Inventar des Pflegers Mathias Adam Namersdorfer aus dem Jahre 1661 besaß die den Aposteln Petrus und Paulus geweihte Kapelle damals noch folgende Einrichtung: Hoch¬ altar mit dem großen Altarbild „darrinnen der Prunnen der Seite Christi" mit den vier Evangelisten und etwas aus dem alten Testament gemalt ist; ein Kruzifi¬ ganz neu gemacht, zwei messingene Altarleuchter. Altar zur Rechten: zwei hölzerne, gelbgemalte Leuchter. Altar zur Linken: ein Altarstück, ein Kruzifix, neu gefaßt, zwei hölzerne Leuchter, fünf steinerne große Bilder, acht Kirchenstühle, die Para¬ mente und Altargeräte. Die Burgkapelle tritt über die Zingel hinaus. Gewiß nötigte dazu nicht der Naummangel, aber man wollte wie anderswo auch hier das Gotteshaus schon von weitem erkennbar gestalten. Um dieses zu erreichen, mußte der aus der Umfassungsmauer hinaustretende Chor aus großer Tiefe heraus¬ gebaut werden, da gerade hier der Berg steil absinkt. Die drei Zeichnungen sind aber auch noch von einem anderen Gesichtspunkt aus sehr beachtenswert. Sie fallen zeitlich mit der Ansicht zusammen, die uns Georg Matthäus Vischer in seiner Topographie hinterlassen hat. Vischer wurde 1628 in Wenns in Tirol geboren, war Kaplan in Andrichsfurt im Innkreis, 1666 bis 1669 Pfarrer in Leonstein und hierauf einige Jahre Geograph der niederöster¬ reichischen Stände. Ab 1684 betätigte er sich als Mathematicus und Lehrer der kaiserlichen Edelknaben. 1696 fand er Aufnahme im Stifte Kremsmünster. Hier wirkte er noch kurze Zeit als Lehrer der Geographie, Mathematik und Karto¬ 113

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