OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberleitner: Unbekannte Ansichten der Schaunburg von Starhemberg an dieses Haus, Wolf von Liechtenstein erhielt als Oheim des letzten Schaunbergers die Burgen Aschach und Stauf Mit dem Anwachsen der äußeren Macht der Schaunberger und mit der Ver¬ vollkommnung der Angriffs- und Abwehrwaffen wurde von ihnen auch die Burg allmählich zu jener gewaltigen Anlage ausgebaut, die mit ihren Graben, Ring¬ mauern und planmäßig angelegten Vorwerken jenes große Verteidigungssystem umschloß, wie es uns in einem Ölbild um 1600 im Schloß Eferding erhalten ist und wie es uns Matthäus Merian in seiner „Topographia Provinciarum Austriacarum“ 1649 auf der Ansicht von Aschach skizzenhaft andeutet. Ein anschau¬ licheres Bild der gesamten großen Burganlage hat uns der österreichische Geist¬ liche Georg Matthäus Vischer in seiner „Topographia Austriae Superioris Modernae. Das ist Contrafee über die Abbildung aller Stätt. Clöster, Herr¬ schafften und Schlösser des Erz-Herzogthums Österreich, ob der Enns“ 1674 geschenkt. Zu diesen bisher bekannten Bildern der Schaunburg treten jetzt neue An¬ sichten dieser Feste. Im Besitze des Oberösterreichischen Landesarchivs befindet sich ein Stamm- und Schlösserbüchl, das Johann Seyfried Hager von Allensteig (1611— 1687) in den Jahren 1661—1670 angefertigt hat. Es enthält kolo¬ rierte Ansichten der oberösterreichischen Herrschaftssitze, die Wappen und teilweise die Unterschriften der zeitgenössischen Herrschaftsbesitzer. In diesem kostbaren Werkchen befindet sich auch ein Aquarellbild der Schaunburg. Die Wiedergaben der Objekte sind aber klein und ziemlich schematisch gehalten. Viel wichtiger und wertvoller ist für uns ein Fund, den Georg Grüll im Stiftsarchiv Lambach gemacht hat. Bei dessen Neuordnung fand sich eine Eingabe des Pflegers Hans Kaspar Köck aus Schloß Gstöttenau (an der Straße Aschach — Pupping — Eferding, 1884 abgetragen) mit Datum vom 26. April 1670 an den Abt von Lambach (Placidus Georg Hieber von Greifenstein, geb. 1616, gest. 1678, Abt seit 1640, als Vormund für den minderjährigen Grafen Maximilian Reichard Starhemberg, geb. 1655. Im letzten Teil dieses Schreibens ersucht Köck den Abt des Stiftes, er möge die von seinem verstorbenen Grafen angefangene Reparation des Schlosses Schaunberg „per Extra Ordinari Mittel nach und nach fortzusetzen, so dero zu unsterblichen Lob, und Ruhm gereichet, gl. belieben lassen, damit die Wohnung oder Schloß der Herrschafft und Underthanen gleichformig also alles und eines wie das andere in guaten wesen und Standt“. Der Pfleger begründet das Ansuchen damit, daß das von dem „Höchst Löbl. Erz Hauß Österreich zur Lehen rührendte Schloß Schaunberg“ das uralte Stamm¬ haus der Grafen von Schaunberg, daß dieses in Kriegszeiten ein sicherer Ort sei, wohin die Untertanen und die ganze Nachbarschaft samt den Ihrigen Zuflucht nehmen könnten und daß das Schloß zur Türkenzeit als solcher Zufluchtsort er¬ nannt wurde daß die Kreidenschuß (Alarmschüsse) darob sollen getan werden“ Gerade dieser zuletzt angeführte Grund war sehr zeitgemäß, da einige Jahre zuvor die Türkengefahr auch für Oberösterreich drohend gewesen war. Bereits 111

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