OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter 1660 hatten die Osmanen gegen Kaiser Leopold I. den Kampf eröffnet, Gro߬ wardein erobert und im weiteren Verlaufe mehrere Festungen in Ungarn an sich gebracht. Die Tataren waren sengend und brennend bis Preßburg, nach Mähren und Schlesien vorgestoßen. Die Nachrichten lauteten immer bedrohlicher, so daß die Stände am 18. August 1663 den Befehl erteilten, daß sich jeder dreißigste Mann des Traun- und Hausruckviertels an der Enns, des Mühl- und Mach¬ landviertels bei Königswiesen an der Grenze von Niederösterreich einzufinden hätte, um die alten Schanzen instand zu setzen und neue aufzurichten. Am 11. September erging das Aufgebot für jeden fünften Mann. Die drohende Gefahr wurde ge¬ bannt, da am 1. August 1664 Graf Montecuccoli seinen großen Sieg bei St. Gott¬ hard an der Raab gegen den gefürchteten Feind errang. Immerhin wurden die letzten aufgebotenen Männer erst im November 1664 nach Hause entlassen. Schließlich gibt der Antragsteller zu bedenken, daß die bereits durchgeführter Restaurierungsarbeiten umsonst gewesen wären, wenn diese nicht fortgesetzt würden Der Eingabe Köcks sind drei Tuschpinselzeichnungen beigeschlossen. Das erste Blatt zeigt die Gesamtansicht des Schlosses gegen Norden vom Beschauer aus gesehen, das zweite vom Süden aus und das dritte bringt eine Detailaufnahme der drei weit vorgeschobenen Türme der Vorburg. Die Blätter sind in mehrfacher Hinsicht äußerst interessant. Sie sind flott gezeichnet und verraten eine künstlerisch geschulte Hand. Verblüffend ist die moderne Auffassung des landschaftlichen Elements, die ruhig einem Künstler des 19. Jahr¬ hunderts zugewiesen werden könnte. Besonders die zweite Ansicht mit dem Blick auf Pupping und das dahinter liegende Land mutet gegenwartsnahe an. Leider enthält das Begleitschreiben des Pflegers gar keinen Anhaltspunkt, wer der Zeichner der Bilder ist. In Bezug auf den topographischen Wert gewinnt man bei ihrer Betrachtung unbedingt den Eindruck, daß sie eine absolut verläßliche, naturgetreue Wiedergabe der Burg und des Landschaftsbildes sind. Darin liegt nun für unsere Heimat¬ kunde der überragende Wert der drei Zeichnungen. Durch sie gewinnen wir jetzt ein ganz genaues Bild der einstmals größten Burganlage Oberösterreichs, ihres planvoll durchdachten Verteidigungssystems und ihrer eindrucksvollen architek tonischen Gesamtgestaltung. Erhöht wird der Wert der Ansichten noch dadurch, daß diesen eine genaue, numerierte Beschreibung der einzelnen Teile der Veste bei¬ gegeben ist: Bild 1: Erste Seitten gegen der Thonau. 1. Das Inner Schloß. 2. Thurn darinnen. 3. Capelle. 4. Prustwehr und gang zur Defension. 5. Merere Zimmer, darinnen die Fenster, Thüren etc. mangeln. 6. Altan, oder Lust Hauß. 7. reparirter Turn, und Zwinger. 8. Diefer Graben und pruckhen. 9. reparirte pasteimaur. 10. Thraydt Kasten. 11. wider ein graben und Prückhl. 12. reparirte pasteymaur. 13. Mer ein reparirte der¬ gleichen hoch: und starckhe Maur. 14. Das Haubtthor. 15. Pulverthurn. 16. repa¬ rirte Rinckhmaur. 17. auf zweyen Seiten allerdings eingefallener Eckthurn. 18. 112

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