OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Die Besetzung der insgesamt 15 Köpfe zählenden Kapelle ist eine sehr mannig¬ faltige und wechselnde, da jedes Mitglied mindestens zwei Instrumente beherrscht und die Musiker samt ihren Frauen auch allerhand Sängergruppen stellen können. So fühlen sich die Solinger als Blasmusik, Streichkapelle, Männer- und ge¬ mischter Chor, Landlageiger und Arienbläser gleich wohl. Die Solinger als Tanzmusiker Eine vollständige Landlabesetzung der Solinger umfaßt heute Primgeige, Sekundgeige, Cello oder Bassettl, erste und zweite Trompete, Baßgeige. Ursprüng¬ lich besorgten nur zwei Geigen und Baßgeige das Landlageigen. Die übrigen Instrumente traten erst allmählich dazu. Heute werden zwei „Ertln(16 Takte) gegeigt und zwei „Ertln“ (16 Takte) geblasen. Während des Geigens werden von den Tänzern die Schnaderhüpfeln und Jodler gesungen, während des Blasens spielen die Geigen die Landlaweisen weiter, die Trompeten blasen selbständige Stückeln dazu. Die Solinger sind stolz darauf, als die besten Landlamusiker weit und breit zu gelten. Sie unterscheiden heute vier Formen des Landlas: 1. „Zsammtanzen“ (auch „Zechenlandla“ oder „Zettellandla“). Dabei setzen die Burschenbünde (Zechen) ihren Ehrgeiz darein, die Figuren ihres Landlas ganz gleichartig und gleichzeitig in der Reihenfolge auszuführen, wie sie auf ihrem Zettel stehen. 2. „Durchanandatanzen“ (auch „Gemischter Landla“ oder „Mannertanz"). Dabei führen die nicht mehr derselben Zeche angehörigen Tänzer ihre Landla¬ figuren zwar in gewohnter Weise, aber weder gleichartig noch gleichzeitig aus, da jeder nach einem anderen „Zettel“ tanzt. 3. „Stocklandla“. Diese einfachste Grundform des Landlas ist nur mehr den ältesten Leuten bekannt, sie bildet sozusagen den Grundstock der heutigen Landla¬ tänze, daher ihr Name. 4. „Doppellandla“ (auch „Landla mit zwo Mentschern"). Er wird wie der einfache Landla getanzt, verlangt aber besonderes Führungsgeschick des Tänzers, der zwei Tänzerinnen zu leiten hat. An sonstigen Volkstänzen haben die Solinger noch auf ihrem Spielplan: Steirisch: Dieser im oberen Innviertel nicht bodenständige Tanz wurde in den Jahren 1907 — 1925 von verschiedenen Zechen in Aspach, Lohnsburg, Höhnhart, Gurten, vorübergehend gepflegt. Er kam dadurch ins Innviertel, daß geschlossene Holzhauergruppen aus den vorgenannten Orten über den ganzen Sommer in die Steiermark verpflichtet wurden, konnte sich aber nicht dauernd halten. Bairisch, Bandltanz (hiezu werden Steirische gespielt), Jägermarsch, Kreuz¬ polka (erst kürzlich aufgekommen), Papiermanschesterner (oder Krebsenpolka), Sau¬ hanserl (oder Neubairisch), Schottisch, Schusterpolka, Siebenschritt, Trio-Walzer. Francaise, Quadrille, Mazurka, Rheinländer, werden nur auf Bällen in Märkten und Städten getanzt, die übrigen Tänze aber auf allen ländlichen „Tanz¬ 72

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