OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Commenda: Die Solinger böden“ wie Bauernstuben, Tanzsälen im Wirtshaus oder im Freien errichteten „Tanzbühnen". Im Brauchtum des Fahres und Lebenskreises Von den mannigfaltigen Spielanlässen, welche sich im Laufe des Jahres der Solinger Kapelle bieten, seien die folgenden hervorgehoben, soweit sie im Jahre 1938 noch üblich waren: Neujahranblasen: In den letzten Tagen des alten und den ersten des neuen Jahres ziehen vier bis fünf Bläser von Bauernhaus zu Bauernhaus, um das neue Jahr „anzublasen“. Nähert sich die Gruppe einem Haus, dann spielt sie ein Stückerl Marsch. Vor dem Haus, oder wenn es sehr kalt ist, im Hausflur, folgt dann eine Polka. Hierauf wünscht man sich gegenseitig ein gutes Neujahr. Nach einem kleinen Plausch geben die Musiker noch eine Kleinigkeit, etwa einen Trio-Walzer, zum besten. Dann reicht der Bauer eine Geldspende, die Bäuerin wartet mit „Kletzenstöri“ (Kletzenbrot) und Schnaps auf. Hierauf richten sich die Musiker zum Gehen. Im Augenblick, da sie die Schwelle verlassen und dem Hause den Rücken kehren, feuern die Dienstboten einen Böller oder einen Pre߬ schlüssel ab. Nun sind die Musikanten verpflichtet, diesem „Nachischiaßen“ ein „Nachispieln“ folgen zu lassen, das heißt, sie blasen ein halbes Stückl (acht Takte) Trio-Walzer und so wechselt Schießen und Spielen noch mehrmals ab. Verwendet werden zum Neujahranblasen außer den bereits angegebenen Musik¬ stücken Marsch, Polka und Trio-Walzer noch Mazur und Arien. Fasching: Ein wahres Glück, daß die Landwirtschaft es in dieser Zeit nicht eilig hat, denn um die Solinger ist in diesen Tagen ein richtiges „Griß“. In schier jedem Wirtshaus gibk es ja zumindest in den eigentlichen „Faschings¬ tagen“ Tanz bis zum Morgengrauen und auch die Städte und Märkte möchten bei ihren „Bällen“ die Solinger sehen und hören. Ein ganz besonderes Wir¬ kungsfeld der Musik sind aber die Zechentänze: Der berühmteste findet am „Faschingdienstag“ in Ried beim „Goldenen Stern“ statt. Von den 30 bis 40 Zechen, die da zusammenkommen, wird ausschließlich Landla getanzt. Ähnliche Zechentänze im gleichen Wirts¬ hause gibt es noch am „Weißen Sonntag“ (Sonntag nach Östern), „Kranzl¬ sonntag“ (Sonntag nach Fronleichnam) und beim „Nieder Reiten“ (Sonntag nach St. Gallustag, 16. Oktober). Ebenso stellen sich zu den unterschiedlichen „Kirchtagen“ und „Nachkirchtagen“, die meist am Montag nach dem eigent¬ lichen „Kirta“ statthaben, die Zechen zum Tanze ein. Besonderen Ruf genießt wohl dank den Solingern — der „Georgikirta“ (24. April) in Wildenau, an dem 30 bis 40 Zechen ein förmliches Wettanzen aufführen. Eine ganz be¬ sondere Art der Innviertler Tanzunterhaltungen sind schließlich die Ladschaften: Sie werden von einem unternehmenden Wirt fallweise aus eigenem veranstaltet. Begleitet von einem Musiker, der aber nicht spielt, geht der betreffende Wirt dabei von Bauernhaus zu Bauernhaus und bringt seine Ein¬

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