"Großfahrt" in die Gottschee 1939

67 und zerklüftet - voller Runsen und Rinnen scheint es immer noch grösser und höher zu werden, je höher wir hinauf kommen. Auch immer näher scheint es zu rücken in der klaren Abendluft. Dazwischen liegt die tiefe Talschlucht, schon ganz im Schatten, und mündet im Süden in die weite Ebene des Laibacher Beckens, über der noch die Sonne liegt. Unwirklich fern scheint sie uns jetzt, und doch haben wir sie erst vor wenigen stunden durdhquert. Da,plötzlich wie wir gerade um eine Kurve biegen, ist der Grenzbalken da. Die Passhöhe ist gewonnen - vor uns die deutsche Grenze -- Da ist alle Müdigkeit wie weggeblasen, so frisch und munter als wären wir grad erst aus dem Heu gestiegen, taucht man an, ohne sich noch ein einzigemal umzuschauen. Dann ist auch die letzte Steigung überwunden und wir ste¬ hen tief aufatmend auf deutschem Boden. Heil Hitler! grüsst uns der deutsche Grenzposten. Und wir grüssen alle mit erhobenem Arm. Nicht nur dem Ss Mann oder dem Grenzschutzmann vor uns gilt der Gruss - sondern dem Reich. Wir erfahren, dass unsere Truppen in Polen sind, dass Dan¬ zig wirklich ins Reich zurückgekehrt ist, dass der Füherer selber an der Front ist. 2.September. Mit Mühe und Not haben wir in dem überfüllten D-Zug Palatz gefunden. Es ist uns sogar gelungen, 2 Abteile für uns in Beschlag zu nehmen. Aber keine hält es auf ihrem Sitz aus, denn wir wissen, dass es nocj eine grosse, grosse Frage ist, ob unsere Räder mitgenommen werden. Wir stecken unsere Köpfe zu den Fenstern hinaus und jetzt sehen wir klopfenden Herzens, wie ein Rad nach dem anderen in den Gepäckwagen wandert, Nun erst sind wir beruhigt und freuen uns dass wir unsere guten, flingen Freunde nicht zurücklassen mussteh. Wir richten uns ganz gemütlich ein. Else lehnt so bequem und zufrieden in ihrer Fensterecke, wie in einem weichgepolsterten Grossvaterstuhl. Die Beine spreizt sie von sich und träumt sich - man sieht es ihr an - aus dem ratternden Zug hinaus. Eine Kameradin gegenüber sitzt grübelnd auf das Klapptischchen gelehnt. Sie erlebt wohl im Geist noch einmal alle schönen Dinge der Fahrt. Und draussen fliegen Wald und Wiese vorbei, ein kleiner Kirchturm glänzt noch in den letzten Strahlen der Abendsonne, das Schloss Margarete Maultasche grüsst von der Ferne zu uns herüber. Wir schicken ein lustiges Liedl hinaus in den Abend Ganz besonders gern singen wir unsere oberösterreichischen steirischen und kärntnerischen Jodler. Der Paahammer und der

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