"Großfahrt" in die Gottschee 1939

habe, helfe ich der Hibo beim Schimpfen, was aber den Herrn da draussen keinen besonderen Eindruck macht. Sie arbei¬ ten ungeniert weiter, man hört halblautes Reden und Lachen. Blöde Kerle, da draussen. Eine knipst die Taschen¬ lampe an und richtet sie auf das grosse klapprige Scheu¬ nentor, das hin und hergeschüttelt wird. Licht aus! wird leise befohlen und dann stad sein. —--Niemand rührt sich mehr. Da kracht das Tor plötzlich ganz gewaltig und die Angeln quitschen. Schon stehen Hibo Helene und ich dort und stemmen uns mit dem Rücken dagegen. Die Tür wird ge¬ schoben, schon war sie handbreit offen. Da spür ich, dass das Tor gerade dort wo ich stehe langsam nachgibt und ich weggetaucht zu werden geginne. Ein Wink, alle Brei setzen wir uns an. Mit den blossen Füssen stemmen wir uns an den glattgetretenen Erdboden der Scheune fest. Wir können das Tor wieder ganz zudrücken mit all unserer Kraft. Draussen haben sie jetzt zu reden aufgehört, Sie keuchen unheimlich und plagen sich. Doch wir sind stärker, das Tor gibt nicht mehr nach.—---Unterdrücktes Fluchen kommt wieder auf-- Stille---dann, dann wieder Achzen und Schnaufen. Jetzt sans bei mir, flüstert Hibo kaum hörbar, Ja, wenns links nicht aufgeht, dann geht es sicher rechts auf, denken die da draussen wohl. An dieser Seite brauchen wir weniger Gegenkraft, denn dort hängt das Tor in den Angeln. Wir grinsen uns euns heimlich und sind froh, uns einwenig aus¬ rasten zu können. Endlich geben die Helden auf. Hibo stellt noch zur Vorsicht einen Futterkarren, voll mit Mais vor das Tor, wir 2 sichern. Dann wachen wir, Hunde bellen in der Ferne, friedlich scheint der Mond, wir haben Ruhe und legen uns in die Sardinenbüchse, doch die Beinmuskeln ziehen. Vom Salat. Er war sehr schön und gut gewaschen und stammte aus einem jugoslawischen Dorf 18 km nördlich von Lubljana.. 13 km südlich von Kranj... nämlich der Salat. Wieso er eine so weite Reise gemacht hat? Das hättet ihr selber hören sollen, wenn ihr bei Grossreifling aufgepasst hättet denn dort hat er es, kurz vor seinem Tod, der Tomate er¬ zählt, die mir die Helene geschenkt hat und die mit dem Salat zu sterben bestimmt war "Stretschni" sagte er zu ihr mit einem etwas säuerlichen Lächeln, denn Hibo hatte ja gerade Essig über ihn ge¬ schüttet..... und sogar Ol, das Helene noch ohne Karte or¬ ganisiert hatte, „tichoboldi“antwortete die Tomate. Die Luft tut gut, sagt er, nach dieser Gefangenschaft. Dabei blickte er verstohlen nach dem Kochkessel. Aber als er sah, dass in diesem gerade eine Himbeersuppe im Entstehen war beruhigte er sich wieder. Die Tomate war jetzt doch neu¬ gierig geworden. „Gefangenschaft“? Ja, richtige Gefangenschaft

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