"Großfahrt" in die Gottschee 1939

32 denn eine Tetalusinjektion ist bei den Verletzungen un¬ bedingt geboten. Im deutschen Haus rät man uns einen deutschen Arzt, doch der ist nicht daheim, wir gehen weiter zum nächsten Arzt, warten endlos im Vorzimmer, und als wir endlich vorgenommen werden, erklärt uns der Arzt, dass er diese Injektion nicht geben könne, wir müssen ins Spital. So fuhren wir denn mit der Strassenbahn aus der Stadt hinaus, und endlich an der Endstation sahen wir die gros¬ sen Gebäude des Krankenhauses. Vor der Aufnahmekanzlei standen unzählige Menschen.Wir bemühten uns gleich daranzukommen, die wütenden Blicke nicht beachtend setzten wur es endlich durch. Doch die Beamten waren durchwegs stockjugoslawisch und man sah ihnen an, wie ungern sie deutsch sprachen. Ja, ohne Pässe gäbe es überhaupt keine Be¬ handlung. Wir erklärten ihnen, dass wir keine Zeit zu ver¬ lieren hätten und noch weiterfahren müssen, So wurden wir von Arzt zu Arzt geschickt, der die Erlaubnis zur Auf¬ nahme geben könne. Endlich war es soweit. Und wie sah das Spital aus. Dreckige Gänge und Stiegen, die Pfleger und Pflegerinnen in unsauberen, zerknitterten Mänteln. Wir wurden in den kleinen Operationssaal geführt. Ein junger Arzt nahm sich unser an, gab die Einspritzung und verband die Wunden. Direkt neben uns sass ein Bursche mit nacktem Oberkörper, aus einer Wunde in der Herzgegend sickerte Blutwasser. Der Bursche war aschgelb im Gesicht und atmete schwer.... Nebendurch fragten uns die Ärzte höhnisch, ob wir doch noch über die Grenze gelassen würden, da doch Krieg vor der Tür stehe. Wiederum sagten wir ihnen, dass wir Deutsche keine Angst hätten, der Führer weiss was er tut und obendrein ist in Deutschland eine junge starke Wehrmacht, die den Sieg erringen wird. Ungläubige,spöttische Gesichter Endlich waren wir so weit und konnten zu unseren Kamera¬ dinnen. Nächtliche Ruhestörung. Wir liegen dicht wie die Sardinen in der Büchse. Das Stroh ist knapp. Die Ellbogen liegen auf der nächsten Kame¬ radin. Hibo schaut nach: "Mensch, so lang du noch am Rücken liegen kannst, ist das überhaupt noch Luxus, „Also gut. Schwül ist es auch noch dazu, weil heute das Tor zu ist. Die Slowenin, die noch spät abends in unser Quartier ge¬ kommen war - die Einzige im Dorf die deutsch redet und versteht, hat uns gewarnt, wir würden heut nacht Besuch be¬ kommen. Darum ist das Tor zu und bald schlafen wir ein. Auf einmal wache ich auf, Lautes Rufen an der Tür: "Frailein, Fraulein, „drauf Hibis Stimme: „Ofahrn, ofahrn. Was ist denn dös. Die Hibo ist ganz wutig. Draussen werkelt jemand am Stadltor. Sobald ich munter bin, und begriffen

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