"Großfahrt" in die Gottschee 1939

87 sammelt, die teils begeistert mitjohlt, teils stumm beobachtet.— Da sind auch wieder die Gottscheer Jungen, sie sehen mit geballten Fäusten dem Treiben zu, Sie erklären uns die ganze Sachlage Das sei eine Kundgebung der "Sokolnanhänger“die von einem Sportfest zurückkommen, Sie haben trotz der Dunkelheit an unseren Radeln erkannt, dass wir aus Deutschland kommen und das hat allem Anschein nach den Anlass zu dieser grossartigen Veranstaltung gegeben. Die Jungen übersetzen uns den Kehrreim des Liedes, das sie immer wieder singen schreien, brüllen: „Nieder mit den Deutschen, nieder mit den " Deutschen, ohne Slowenen gibts keine Gottschee Dann schlagen uns die Jungen vor, in das gegenüberliegende deutsche Haus zu gehen, bis der Wirbel vorrüber ist.So schieben wir also unsere Räder über den Platz hinüber Da steigert sich das Gejohle und Gepfeife, sie brüllen dass ihnen die Stimmen überschnappen. Die Jungen aber, die die Flanke bilden, recken sich auf, als wollten sie sagen: Ihr braucht euch nicht zu fürchten, wenn die da mit uns anbinden wollen, wir werden schon fertig mit ihnen. Im deutschen Haus werden wir von der Wirtin herzlich empfangen. Rückwärts in dem schönen geräumigen Hof können wir zuerst einmal unsere Räder abstellen, dann wollen wir so rasch als möglich wieder hinaus. Da merken wir, dass das grosse Gittertor fest abgeschlossen ist. Wir stecken hin¬ ter Schloss und Riegel. Von wegen der Sicherheit erklärt uns die Wirtin und lässt sich nicht erweichen uns hinaus¬ zulassen. Draussen ist inzwischen ein Bursche mit einer Ziehharmonika unter die Tobenden getreten. Augenbkicklich ist das Toben vorbei, man fasst sich gegenseitig an, und johlend und singend gehts im Walzerschritt über den Marktplatz, Über all dem Tumult wird die Fahne wieder hin und her geschwungen. Wie sie endlich genug haben wird die Fahne ins Auto geworfen, johlend rollen sie ab, - die Stadt ist wieder ruhig. Wir aber beschliessen einstimmig, nicht ans Meer zu fahren sondern die 3 Tage, die uns zur Verfügung stehen, hier bei den Leuten zu verbringen. Heimabend in Gottschee. Heute ist Heimabend mit den Gottscheer Mädeln! Schon am Nachmittag ist ein Jungmädel in unser Quartier gekommen und hat uns Post gebracht von der Mädelführerin. Wir sollen in kleinen Gruppen zu 4 und 5 Mädeln zum Heimabend kommen, damit es nicht auffällt.—--Alle haben wir frische Blusen und Schürzen angezogen und weisse Stutzen dazu. (Die sind nämlich den einheimischen Deutschen verboten worden.)—-Es ist Punkt halb acht, der Küchendienst

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