"Großfahrt" in die Gottschee 1939

76 Drohung: „Sie werden nicht ruhen noch rasten, bis sie den Tag erleben werden, an dem die Strassen Wiens mit Christenköpfen (wir empfehlen dem Mann Günthers Rassenkun¬ de) gepflastert sein werden. „Da beobachtete er gespannt was für einen Eindruck diese Eröffnung auf uns machte und es ist ihm scheinbar ganz unbegreiflich als er zur Antwort ein einziges schallendes Gelächter bekommt. Mittlerweile ist es aber Zeit geworden, dass wir in die Schlafsäcke schlüpfen, Man bittet uns, noch ein Lied zu singen. Das tun wir gerne. Dann ziehen wir uns in unsere luftigen Gemächer zurück. Wieder ein Tag. Gleichmässig bewegt sich unsere Fahrradkolonne vorwärts... es dämmert schon. „Quartiersuchen?“ ertönt Hibos Stimme ganz von rückwärts und... "weitersagen“! Von Rad zu Rad wird der Befehl weitergegeben, bis er Inge und Anni an der Spitze erreicht hat, Sie spähen schon eine ganze Weile nach allen Seiten, doch weit und breit ist kein Haus und kein Stadel. Eine weite Ebene liegt vor uns schnurgerade läuft die Strasse hinein. Es dunkelt rasch und unsere Scheinwerfer blitzen auf.—--noch immer kein Haus in Sicht. So fahren wir immer weiter, zwischen endlosen Buchweizenfeldern. Plötzlich taucht ein Strohdach auf - und noch eins, wirklich rechts und links von der Strasse stehen ein paar Häuser. Eines davon scheint ein "Gostillna" zu sein. Endlich) Wir steuern darauf zu. Ob wir da übernachten könnten? Der Mann schüttelt verständnislos den Kopf, redet slowenisch auf uns ein, fuchtelt mit den Händen. Wir versuchen es eben¬ falls mit den Händen, können uns aber trotzdem nicht ver¬ ständlich machen. Da kommt ihm anscheinend eine Erleuchtung. Er läuft in ein anderes Haus und kommt bald darauf mit einem Mann wieder. Aha ein Dolmetsch! „What do You want? wendet er sich an Helene. Die fängt gleich an mit ihm zu verhandeln, Nach einiger Zeit scheint er auch wirklich begriffen zu haben, dass wir schlafen wollen und zwar nicht in Betten, sondern auf Heu oder Stroh. Hibo fragt noch, ob wir Milch bekommen könnten und ob da irgendwo ein Herd in der Nähe sei. "Pourquoi?" Der Mann scheint schon etwas in der Welt herumgekommen zu sein. Nun da ist ja gleich Mimi zur Stelle. "Parlez vous francais? „und Traudl rückt noch mit dem Slowenischen Vorrat heraus. Ja, ja, slama, slama, seno! Da bricht sie sich fast dabei die Zunge, "Slama una seno soll Heu und Stroh bedeuten, das haben wir unterwegs ge¬ lernt. Inzwischen hat sich die Bevölkerung um uns versammelt Aus dem Wirtshaus sind eine ganze Bande Burschen und Männer herausgekommen, lauter verwegene Gestalten. Sie reden eifrig und heimlich miteinander und schauen dabei zu uns

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2