Die Landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs

§. 5.' Bevölkerung; Zinse, Abgaben und Boden produktion. a) Die Bevölkerung. Was die Bevölkerung^ des landesfürstlicken Gutes betrifft, so bieten diese Urbare eigentlich nur sehr bescheidene Auskunft. Direkte Angaben oder Vermerke, welche darüber Aufschluß geben könnten, fehlen auch in dieser Beziehung ganz. Aber selbst Personennamen sind mindestens in großen Teilen davon, so besonders jenen über Niederösterreich, im all gemeinen spärlich erwähnt. Da die Inhaber der einzelneu Güter in der Regel nicht angeführt werden, treten sie hauptsächlich nur dort hervor, wo von der Verpfändung oder widerrechtlichen Entziehung landesfürst- 'Icli sehe auch hier wie im vorausgehenden Paragraphen davon ab, auf die mit diesen Ausführungen in vielfacher Beziehung nicht übereinstimmende Darstellung im ein zelnen einzugehen, welche A.Grund im Anhange zu seinem sehr verdienstlichen Buche „Die Veränderungen der Topographie im Wienerwalde und Wienerbecken" (1901), S. 197 bis 201 gegeben hat. Daß sich „Die Wirtschaftsgeschichte Niederösterreichs im 14. bis 16. Jahrhundert" nicht einfach so anhangsweise auf wenigen Seiten abtun läßt, wird der Verfasser selbst dann nicht glauben, wenn ihm die Größe des dafür nötigen Quellenmateriales, sowie die bei einer wissenschaftlichen Verwertung desselben sich ergebenden Schwierigkeiten bewußt werden. Das Bestreben, alles aus geographischen Einflüssen zu erklären und überall ganz bestimmte Unterscheidungen zu linden, hat vielfach zu einer Schiefe der Aufstellungen geführt, welcher die Ergebnisse gründlicher rechts- und wirtschaftsgeschiehtlicher Forschung absolut widersprechen. So will der Verfasser z. B. die Verteilung der verschiedenen Formen bäuerlichen Besitzrechtes auf die Bodenbeschaffen heit zurückführen. S. 200 ist wörtlich zu lesen: „Im Westen tritt das Sitzen zu Burg recht ... häufiger auf als im Wienerbecken. Unter den bäuerlichen Eechtsformen (!) kommt das Sitzen zu Hofe im Tertiärhügelland vor ... im Tullnerfeld und Wiener becken tritt es dagegen stark zurück vor dem Sitzen zu Lehen." Und weiter: „Die Form des Lehens ist charakteristisch für die fränkische Besiedlung" (!) . .. „Es zeigt sich also auch im Grundbesitz der Gegensatz beider Stämme, der freie bayerische Ansiedler war anspruchsvoller als der genügsame Franke."!! Noch gewagter, aber auch kaum haltbar ist, was der Verfa.sser nachher über Münzpolitik, Industrie und Handel etc. etc. S. 201 ff. zusammenbringt.

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