St. Bertholdi Büchlein

10 monaten wurden täglich drei Arme an der gemeinsamen Klostertafel gespeist und denselben nach dem erhabenen Beispiele Jesu beim letzten Abendmahle die Füße ge¬ waschen. In diesem Geschäfte wechselten die Priester des Klosters. An allen Sonntagen und auch sonst noch öfter erwies Berthold selbst den Armen diesen Liebesdienst und tat es mit solcher Liebe und Andacht, daß sich alle daran erbauten. Nach dem Beispiele Jesu, des göttlichen Kinder¬ freundes, hatte auch Berthold sein Herz den Kleinen geschenkt, der Unterricht und die Erziehung derselben waren seine eifrigste Sorge. Er errichtete im neuen Kloster eine Schule, die bald großen Ruf erlangte. Die Adeligen brachten ihre Knaben von weiter Ferne nach Garsten und übergaben sie dem berühmten Abte zur Erziehung. Unter diesen war auch ein Neffe des Heiligen, Ulrich mit Namen, der später in das Kloster eintrat, Prior von Garsten ward, und im Jahre 1173 als Abt nach Kremsmünster berufen wurde. Besonders die ganz Kleinen lagen Berthold am Herzen; er unter¬ richtete sie in dem Katechismus, lehrte sie das Vater unser und andere Gebete und tat es mit so viel Liebe, und hatte eine solche Gabe und Geschicklichkeit, der Gedankenwelt der Kinder den Unterricht anzupassen, daß sich alle mit heller Begeisterung zu diesem Unter¬ richte drängten.

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