St. Bertholdi Büchlein

11 Was aber vor allem den hl. Berthold groß und berühmt gemacht und ihm bei seinen Zeitgenossen und der dankbaren Nachwelt den Ehrennamen „Vater Berthold“ erworben hat, das war seine Liebe zu den Bedrängten, Unglücklichen und Verfolgten und sein Seeleneifer für die Bekehrung und Rettung der Sünder. Dem flüchtigen Erzbischof von Salzburg, Konrad I., 4 bot er, unbekümmert um die Gefahren, in die er dadurch ein Kloster bringen konnte, sein Kloster als Zufluchts¬ stätte an und brachte ihn dann vor den Nachstellungen der Anhänger Kaiser Heinrich V. in die Steyerburg in Sicherheit. Ein Raubritter Leo mit Namen, flüchtete in seiner Not in das Kloster, fand dort ein unantastbares Asyl, wurde ein strenger Büßer und führte fortan ein heiligmäßiges Leben; ebenso der gefürchtete Räuber Einwick. Berthold hatte ein großes Geschick und eine eigene Gnade große Sünder zu bekehren und ihre Seelen für die Ewigkeit zu retten. Sein Beichtstuhl war Tag für Tag umlagert und aus weitester Ferne kamen Trost= und Hilfesuchende zu ihm, und niemand ging ungetröstet von ihm fort. Unter aufreibenden Arbeiten und strengen Bu߬ werken war Berthold 80 Jahre alt geworden und die Stunde nahte heran in welcher der treue Diener Gottes aus diesem irdischen Leben in die Freude seines Herrn eingehen, nach gutem Lebenskampfe die Krone der Gerechtigkeit empfangen, von seinen Werken aus¬ ruhen sollte. Im Jahre 1142 hatte er dem durch

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