8. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1878

25 gründet sich auf die Beobachtungen von M. Faraday, welcher bei Gelegenheit seiner Untersuchung über das Oel, welches sich beim Comprimiren des aus Oel dargestellten Leuchtgases bildet, nachwies, daß, wenn das an und für sich nur schwach leuchtende Grubengas mit diesem Oel in Be¬ rührung kommt, dasselbe mit stark leuchtender Flamme brennt; das Verfahren selbst wurde von Lowe, Jobard, Selligue, White, Leprince, Isoard, Baldamus und Grüne, und Kirkham vielfach abgeändert und verbessert. Ein großer Uebelstand des Wassergases liegt aber in dem hohen Diffusions-Coëffizienten des Wasserstoffgases, mithin in dem Entweichen des¬ selben durch die Poren und feinen Spalten der Röhrenleitungen, ein um so gefährlicherer Umstand, als das Wasserstoffgas sich nicht so wie das Leucht¬ gas gleich durch seinen Geruch bemerkbar macht. Die fetten Oele liefern ein vorzüglich gutes und reines Leuchtgas, der Kostenpunkt des Rohmaterials ist aber ein derart hoher, daß das Oelgas fast überall durch das Steinkohlengas verdrängt wurde. Ein sehr gutes Material zur Gasbereitung ist das Petroleum und das Petroleumgas steht schon seit einer Reihe von Jahren in Verwendung. Nach dem Verfahren von Thompson und Hind (1862) wird das aus dem Petroleum durch Destillation über glühenden Eisenplatten oder Ziegel¬ steinen gewonnene Gas mit demjenigen gemischt, welches durch die Ein¬ wirkung von Wasserdämpfen auf glühende Kohlen erhalten wird. Das Gas¬ gemenge wird mit Salzsäure gewaschen und geht dann durch eine Reihe von Reinigungsgefäßen, so daß es im Gasometer rein und geruchlos an¬ kommt. Ilirzel in Leipzig stellt ein Leuchtgas aus den schwerflüssigsten Theilen und den Rückständen, welche beim Raffiniren des Petroleums ge¬ wonnen werden, oder aus Petroleum selbst dar. Das Petroleumgas übertrifft alle anderen Leuchtgasarten an Leucht¬ kraft, ist frei von Schwefel- und Ammon-Verbindungen und wird aus Bren¬ nemn gebrannt, welche stündlich höchstens nur zwei Kubikfuß Gas consumiren. Das Petroleumgas besteht hauptsächlich aus Acetylen C2 II2. Äußer diesen im allgemeinen Gebrauche stehenden Leuchtmitteln kennen wir wol auch schon andere, welche ein weit intensiveres Licht liefern, nämlich: Das elcktrische Licht, dessen Lichtstärke nach Fizeau = 0•38 des Sonnenlichtes ist, das Magnesiumlicht, das Carboxygenlicht und das Kalklicht. In neuerer Zeit machte Jacobi in Petersburg in Verbindung mit Argeraud aus Paris höchst interessante Versuche mit der elektrischen oder galvanischen Straßenbeleuchtung. Von dem Admiralitätsthurme aus wurden die drei größten Straßen Petersburgs, Newsky Prospekt, die Erbsenstraße und der Wosnesensky Prospekt Abends von sieben bis zchn Uhr beleuchtet. Das Licht selbst war so hell, daß es die Augen kaum einige Secunden lang vertragen konnten; trotzdem es sternhelle Nächte waren und die Luft auch sehr rein war, sah man doch, seitwärts stebend, in der Luft von dem Lichte die Strahlen ausgehen, gerade so, als wenn Sonnenlicht durch eine

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