8. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1878

24 und die Destillation ist in 1½2 Stunden beendigt. Bei der Reinigung wird hauptsächlich nur die Kohlensäure durch Kalk entfernt. Das Holzgas hat eine größere Leuchtkraft als das Kohlengas, denn die Versuche von Liebig und Steinheil (1855) ergaben als Resultat für 4•5 englische Kubikfuß Stein¬ kohlengas per Stunde eine Leuchtkraft von 10•84 Normalwachskerzen; für dasselbe Quantum Holzgas eine Leuchtkraft von 12•92 Normalwachskerzen; was einem Verhältniße von circa 5: 6 entspricht. Wäre das Holz nicht ein so kostspieliger und täglich noch theuerer werdender Artikel, so würde man das Holzgas viel häufiger finden, als es eben der Fall ist; denn das Holz liefert für ein gleiches Gewicht, in einer bedeutend kürzeren Zeit, weit mehr und ein leuchtkräftigeres Gas als die Steinkohle und überdieß ist das Holzgas viel reiner, denn es enthält nicht die so schädlichen Ammoniumund Schwefelverbindungen. Das Holzgas wurde durch den Leibapotheker und Professor Pettenkofer in München, welcher die von Lebon angeregten Ideen und die Versuche von J. Dumas in Paris vervollständigte, im Jahre 1851 in die Beleuchtung eingeführt, denn es wurde von ihm am 18. März 1851 der Bahnhof in München mit Holzgas beleuchtet. Auf deutschem Grund und Boden hat die alte, ehrwürdige Reichsstadt Heilbronn das Verdienst, die Beleuchtung mit Holzgas zuerst im Großen ausgeführt zu haben (December 1852). Hierauf folgten mehrere Städte in Deutschland, als: Bayreuth, Coburg, Würzburg, Darmstadt, Gießen, Pforzheim, Regensburg, Ulm, Kempten, Gotha und Oldenburg; in der Schweiz: Zürich, Basel, St. Gallen und Bern; in Bern wurde sogar die Steinkohlengasbeleuchtung in eine Holzgas¬ beleuchtung umgeändert. Das Wassergas wird in der Weise dargestellt, daß man Wasser¬ dämpfe durch eiserne oder thönerne Retorten strömen läßt, die mit glühender Holzkohle oder mit glühenden Koks gefüllt sind. Bei der Berührung mit glühender Kohle zersetzt sich das Wasser und bildet ein Gasgemenge, welches aus Wasserstoffgas, Kohlenoxyd, Kohlensäure und einer geringen Menge Sumpfgas besteht. Das so gewonnene Gas wird von der Kohlensäure durch Kalk befreit und ist an und für sich nur schwach leuchtend, wird aber hauptsächlich nach zwei Methoden zu Beleuchtungszwecken verwendet, indem man es nach dem Verfahren von Gengembre und Gillard aus Brennern strömen läßt, welche in ihrer Mündung kleine Platincylinder befestigt haben, diese werden dann in der Flamme weißglühend und ertheilen derselben die Leuchtkraft. In Paris nennt man dieses Gas „Platingas“ (gaze-platine). Es ist sehr rein, vollkommen geruchlos und verbrennt selbstverständlich ohne Ruß. Die Leuchtkraft desselben verhält sich zu der des Steinkohlengases wie 130: 127 (nach Girardin). Ein fernerer großer Vorzug des Platingases besteht darin, daß die Flamme ganz ruhig und ohne jedes Flackern brennt. Nach der zweiten Methode wird das Wassergas mit den Dämpfen von flüßigen Kohlenwasserstoffen imprägnirt (carburirt). Dieses Verfahren

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