8. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1878

13 der äußeren Mütze. Der Schleier und die ihm ganz ähnliche Umgebung der äußeren oder leuchtenden Mütze pflegen sich bei einer lebhaften Flamme zu vereinigen. Dass im Schleier der Kohlenstoff nicht leuchtet, hat seinen Grund darin, dass dort derselbe nicht glüht, sondern brennt, wie in der Umgebung der Lichtmütze. Dass bei der Kerzenflamme oder der Flamme der gewöhnlichen Lampen nur am äußeren Umfange der Flamme, an welchem allein der Zutritt der Luft stattfindet, eine vollständige Verbrennung vor sich geht, kann man auf verschiedene Weise erproben. Hält man z. B. einen Draht quer durch die Flamme, so glühen die beiden Punkte im äußersten Rande sehr stark, während die Mitte des Drahtes dunkel bleibt. Bei Flammen mit dickem Dochte kann man sogar kleine Stückchen Phosphor oder Schwefel mitten in die Flamme, den dunkeln Kern, bringen, ohne dass sie sich entzünden. Die ersten und wichtigsten Aufklärungen über die Natur der Flamme und das Leuchten derselben, namentlich über die Ursache ihrer ungleichen Lichtstärke verdanken wir H. Davy. In neuerer Zeit haben wieder mehrere Chemiker ihre Aufmerksamkeit dem Studium der Flamme zugewendet und unsere Kenntnisse hinsichtlich der Natur des Leuchtens der Flamme wesentlich erweitert. Hieher gehören unter anderen: Hilgard, H. Landolt, Pitschke, R. Blochmann, Kersten und besonders Deville, Volger, G. Lunge, Frankland, E. v. Meyer, K. Knapp, W. Stein und F. Wibel. — Insbesonders hat Frankland durch vielfache Versuche nachzuweisen gesucht, daß das Leuchten einer Flamme im Allgemeinen nicht durch einen festen in der Dampfsäule glühenden Körper, sondern durch die Dichte der Gase und Dämpfe, die zur Verbrennung gelangen, bedingt werde. Es würde nach diesem das Leuchten unserer gebräuchlichen Beleuchtungsflammen nicht von ausgeschiedenem weißglühenden Kohlenstoff, sondern von sehr schweren, das heißt koblenstoffreichen und wasserstoffarmen Dämpfen herrühren, die eine sehr hohe Verbrennungstemperatur besitzen und dann erst zur Verbrennung gelangen, wenn durch hinreichenden Zutritt von Sauerstoff die Temperatur am Orte der Verbrennung entsprechend gestiegen ist. — Man pflegt dagegen als Beweis für die bisherige Ansicht, daß es der glühende feste Kohlenstoff sei, der in der Flamme leuchte, gewöhnlich den Umstand anzuführen, daß sich der Kohlenstoff auf einem Stücke Porzellan, welches man in die Flamme bringt, auffangen läßt. Dieser Niederschlag, der Ruß, ist aber nicht reiner Kohlenstoff, sondern stets mehr oder minder wasserstoffhaltig und will man reinen Koblenstoff haben, so muß der Ruß noch lange geglüht werden oder man leitet über den weißglühenden Ruß einen Strom von Chlorgas. Der Ruß ist wahrscheinlich weiter nichts als ein Conglomerat der dichtesten licht¬ gebenden Kohlenwasserstoffverbindungen, deren Dämpfe sich an der kalten Fläche des eingebrachten Porzellankörpers condensiren. Wäre eine Flamme wirklich mit festen Kohlenstoffpartikelchen angefüllt, so könnte sie unmöglich so durchsichtig sein und es wäre dann für die photometrische Messung

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