8. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1878

14 auch nicht gleichgiltig, ob man eine Flamme auf die flache oder auf die schmale Seite einstellt, wenn es die festen Kohlenstofftheilchen wären, welche das Licht geben. Es mag sein, dass im geringen Grade auch eine Zersetzung der Kohlenwasserstoffe und eine Ausscheidung festen Kohlen¬ stoffs stattfindet: in der Hauptsache aber sind es die sehr dichten brennen¬ den Kohlenwasserstoffdämpfe selbst, welchen die Flamme ihre Leuchtkraft verdankt. Obgleich die Untersuchungen über diesen Gegenstand, besonders in Folge der Einwürfe Deville's noch lange nicht abgeschlossen sind, so er¬ scheint das über den „weißglühenden Kohlenstoff“ als Ursache des Leuchtens einer Flamme Gesagte auch nach Frankland's Versuchen noch richtig, wenn man die Bezeichnung „Kohlenstoff“ im praktischen Sinn anwendet, wie es ja im gewöhnlichen Leben für Kohle, Ruß u. s. w. geschicht, welche Körper auch nicht reiner Kohlenstoff, sondern stets wasserstoffhaltig sind. Unter den gewöhnlichen Verhältnissen gehört es zur Zusammen¬ setzung eines Leuchtmaterials, welches bei ruhiger Luft leuchten, aber nicht russen soll, dass es auf sechs Gewichtstheile Kohlenstoff ein Gewichtstheil Wasserstoff enthalte, wie es ungefähr bei dem Aethylen, dem Paraffin, dem Wachse und der Stearinsäure der Fall ist. Terpentinöl zum Beispiel, welches auf 1 Gewichtstheil Wasserstoff 7•5 Gewichtstheile Kohlenstoff enthält, ver¬ brennt schon mit russender Flamme, in weit höherem Grade ist dies bei dem Benzol der Fall, das aus 1 Theil Wasserstoff und 12 TTheilen Kohlen¬ stoff besteht, oder bei dem Naphtalin, in welchem das Verhältniss von Wasserstoff zum Kohlenstoff wie 1 : 15 ist. Soll der überschüssige Kohlen¬ stoff, der sich als Ruß ausscheidet, verbrennen, so kann dies nur durch vermehrte Luftzufuhr geschehen, bei den Lampen durch Aufsetzen eines Glascylinders. Flammen, die keine Kohle ausscheiden, wie die des Methan's und des Alkohols, brennen nur schwach leuchtend. Die Leuchtkraft eines leuchtenden Gases wird sogleich vernichtet, wenn man demselben athmo¬ sphärische Luft zumischt, wie es bei den Heizungsgasbrennern häufig geschieht. oder wenn man es mit indifferenten Gasen oder Dämpfen mengt. Dieses Entleuchten einer Flamme ist nach F. Wibel's Versuchen (1875) keineswegs in einer Verdünnung der Gase begründet, sondern heruht auf der Abkühlung des Flammeninnern durch die eintretenden Gase; erhitzt man letztere, so wird die Flamme wieder leuchtend. Das Leuchten einer Flamme aus kohlen¬ stoffhaltigen Substanzen ist daher abhängig von der im Innern derselben herrschenden Temperatur, welche diejenigen Asso- uud Dissociationsprocesse ermöglicht, aus denen der eigentlich leuchtende Körper hervorgeht. Was die Fabrikation der Kerzen im Allgemeinen anbelangt, so werden dieselben entweder gegossen, indem man das geschmolzene Materiale in hoble, cylindrische Metallformen (bestehend ans 1 Th. Zinn und 2 Th. Blei), in welchen die Dochte eingespannt sind, giesst; oder sie werden ge¬

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