7. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1877

31 such nicht in die Volksschule, ebenso unnütz ist die Beschreibung der Volta'- schen Säule, die man doch nirgends wird vorzeigen können. Da eine Kraft nur aus ihren Wirkungen sich erkennen lässt. so beginne man damit, dass man an einer zur Verfügung stehenden Kette eine Wirkung des galvanischen Stromes zeigt. — Der Multiplicator ist. obwol sich die Theorie desselben sehr leicht zur Anschauung bringen lässt, für die Volksschule und selbst für die Unterklassen der Mittelschule, ganz entbehrlich. Was aber die Tangentenboussole in einem Lehrbuch für Volks- und Bürgerschulen thun soll, ist uns ganz unbegreiflich. Vom Schalle soll nur so viel genommen werden, als das allge¬ meine Bildungsbedürfnis erfordert, also die Entstehung des Schalles, seine Fortpflanzung durch die Luft und seine Zurückwerfung. Auf eine Theorie der Musik kann und soll man sich auf der Elementarstufe nicht einlassen. Die vorsichtigste Behandlung in der ganzen Elementarphysik verlangt die Lehre vom Lichte, weil die meisten Kapitel derselben mathemati¬ sche Betrachtungen und Constructionen erheischen, ja einige dieselben gar nicht umgehen können: wenn wir schon in den vorhergehenden Abschnitten eine Beschränkung des Materials als notwendig erkannt haben, so wird das in noch höherem Maasse von der Optik gelten müssen. Wir müssen hier noch einmal den Grundsatz wiederholen, dass die hieher gehörigen Er¬ scheinungen nur soweit einen Gegenstand des Unterrichts bilden können. als sie eine Veranschaulichung durch Versuche oder durch Beobachtung zu¬ lassen. — Die Bestimmung der Geschwindigkeit des Lichtes durch Olaf Römer gehört nicht in die Volksschule. Excursionen, wie: wegen der grossen Geschwindigkeit des Lichtes sieht man beim Abfeuern einer Kanone den Blitz früher als man den Knall hört. „so dass man sich noch rechtzeitig niederwerfen kann, um vor der Kugel sich zu sichern“ — überlasse man ausgedienten Artilleristen. — Die Photometrie bleibe den höheren Schulen vorbehalten. Ueber die Bilder, die ein Hohlspiegel liefert, finden wir in unserem Lehrbuche eine klassische Bemerkung: „Die vor den Spiegeln erscheinenden Bilder heissen Luftbilder. Sie scheinen wol dem Beobachter hinter dem Spiegel sich zu befinden, aber ihre richtige Lage wird sogleich erkannt wenn man den Ort, wo diese Bilder entstehen, mit Körpern umstellt“ und notabene, das wird am Ende des Kapitels über Hohlspiegel gesagt. Ja, war denn alles Frühere, was über Bild und Glegenstand gesprochen wurde, ein blosses Dociren? Hat man dem „Beobachter“ das wirkliche Bild nicht gleich zu Gesichte gebracht? Und was soll man sich unter dem „mit Körpern umstellen“ denken? — Brennraum und Abweichung wegen der Kugelgestalt kann man in einer Elementarphysik ganz gut missen. Von den Linsen nehme man nur die zwei Hauptarten: Sammel- und Zerstreuungslinsen, die Unterabtheilungen bi-, plan-, concav-convex u. s. w. sind für diese Stufe überflüssig. Stroboskopische Scheiben, physiologische Farbenerscheinungen,

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