7. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1877

30 Was soll man bei der Wärmestrablung mit dem Leslieschen Würfel beginnen? Nicht einmal alle Mittelschulen werden im Stande sein, in den oberen Klassen den Versuch mit Leslies Würfel anzustellen, und die Volks¬ schule soll an ihm die Strahlung zeigen! Nicht übergangen werden darf aber das Tropfbarwerden des Dampfes, das Destilliren, wobei auf den Destillationsprocess im grossartigsten Mass¬ stabe hinzuweisen ist, der sich durch den Niederschlag des Dunstes in Form von Wolken, Regen. Schnee rastlos vollzieht und bei dem die über die Schneegrenze emporragenden Hlochgebirge gleichsam mächtige Kühl- und Sammelapparate für das flüssige und feste Destillationsprodukt darstellen. Der Umstand, dass beim Tropfbarwerden des Dampfes Wärme entsteht, wird auf die Dampfheizung führen. Bei dieser Gelegenheit soll aber wieder auf die grossartig angelegte Dampfheizung im Haushalte der Natur hinge¬ wiesen werden, bei welcher die Feuerung und der Dampfkessel die tropische Sonne und der Ocean, die zu beizenden Räume die gemässigten und die kalten Zonen sind. indem der Wasserdampf einen Theil des Wärmeüberflusses, welcher der heissen Zone direkt von der Sonne zugestrahlt wird, in sich aufnimmt, ihn nach kälteren Himmelsstrichen fortführt und dort absetzt. In der Lehre vom Magnetismus finden wir Begriffe, gegen die energisch protestirt werden muss: so heisst es, dass dem Eisen oder Stahl magnetische Kraft mitgetheilt wird, was der Theorie ganz und gar wider¬ spricht. Oder: „Entgegengesetzte Magnetismen binden einander“, — wo¬ bei das „binden“ weiter auch nicht erläutert wird. Ganz zu verwerfen ist aber für die Volksschule die Bestimmung der Stärke eines Magnetes nach der Anzahl der durch ihn hervorgerufenen Schwingungen einer Magnetnadel: diese Art. die Stärke eines Magnetes zu beurtheilen. überlasse man nur getrost den Oberklassen der Mittelschule und der Hochschule. Die Behandlung der Elektricitätslehre entspricht ganz und gar nicht der streng inductiven Methode. — doch würde es uns zu weit führen, wollten wir Erscheinung für Erscheinung durchgehen. Einen Umstand können wir aber nicht übergehen, weil wir ihn bis jetzt in keinem Lehrbuche be¬ sprochen fanden. Ueberall heisst es, beim Reiben werden beide Elektrici¬ täten erzeugt. die positive und die negative, aber nur an der Elektrisir¬ maschine werden beide dem Schüler ad oculos geführt. l'nd doch lässt sich die zweite Elektricitätsart, die im Reibzeug sich ansammelt, auch beim Reiben einer Glas- oder Harzstange zeigen, — der Reibende braucht sich nur zu isoliren, z. B. dadurch, dass er sich auf den Isolirschemmel stellt, und dann das Reibzeug einem Elektroscop zu nähern. Noch evidenter tritt diese zweite Elektricität beim Reiben oder Peitschen des Elektrophors auf: wenn die Person, die den Kuchen peitscht, auf einem Isolirschemmel steht. so kann man aus ihr sogar Funken ziehen. An einem Elektroskop zeigt man, dass diese Elektricität positiv ist. In der Lehre vom Galvanismus gehört Volta's Fundamentalver-

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