80 Jahre Bundesgewerbeschule Steyr

Nach der Firstfeier „Weg ist der Hammersehlägc lauter Ton. Feststehet die in Stahl geschweißte Konstruktion. Von unsern Technikern geplant und nun entstanden, Gch’n blitz' und Kälte leicht an ihr zuschanden. Der Herr, er spende seinen Segen! Doch vorerst lieber nicht als Regen, Denn Wasser ist des Stahles Feind; Und erst die Träger mit dem Dach vereint Ergeben eine dichte Haut, Zum Schutz der Fahrräder gebaut. Wir haben gemeißelt, gebohrt und geschweißt, Am Finde wären wir beinah’ vereist. Doch haben wir’s rechtzeitig fertiggebracht, Und nun jedem, das Herz im Leibe lacht." Prof. Rudolf Feiker ZENTRALHEIZUNG UND ERZIEHUNG Am Kopfende eines Bettes in einem InternatsSchlafsaal hängt ein Wecker und ein Schlüsselbund. Um 3 Uhr 10 Min. früh rasselt es und reißt den armen Schläfer aus den Träumen. Es ist der „Oberheizer“, der dann noch seine zwei Kameraden weckt. Denn an der Bundcsgewerbeschule Steyr heizen die Schüler selbst. Rasch wird die Werkstattkleidung angezogen und zähneklappernd geht es durch die von ihnen aufgesperrten Türen des Internats und der Schule in das Heizhaus. Der Oberheizer entscheidet, wie geheizt wird. Er stellt fest, ob die Außentemperatur über 0" C liegt, ob das Wetter ruhig und trocken ist, ferner ob die Temperatur in den einzelnen Räumen über Nacht nicht unter 14" C gesunken ist. Nach einer nochmaligen Kontrolle des Wasserstandes feuern sie den schon am Vorabend beschickten und vorbereiteten Strebelkessei an, bzw. deren zwei oder drei. Wenn es sehr kalt ist, wird die Nacht durchgeheizt, denn im Hause ist das Internat untergebracht, und da muß es immer warm sein. Ein geprüfter Heizer, ein Bediensteter der Schule, überwacht verantwortlich die Heizanlagen, deren Betrieb als Niedcrdruckdampfanlage ganz ungefährlich ist. Nur solche Schüler werden zugelassen, die eine von ihren Eltern (Vormündern) unterzeichnete Erklärung abgegeben haben, aus der hervorgeht, daß sic mit der Wartung von Zentralheizungsanlagen durch ihren Sohn einverstanden sind. Der Heizdienst ist ein Teil des Fachunterrichtes, ein Vermerk im Zeugnis bestätigt dies. Jeder Schüler hat sich auf den Heizdienst verläßlich vorzubereiten und allen Obliegenheiten mit Genauigkeit und größter Sorgfalt zu entsprechen. Die Heizschüler werden aus jeder Klasse genommen und so eingcteilt, daß sic im Unterricht keinen Nachteil erleiden. Am schwarzen Brett der Schule ist die vom verantwortlichen Lehrer aufgestellte Heizliste zur Einsicht für Lehrer und Schüler angeschlagen. Der schon angelernte erste Heizer ist für den geregelten Ablauf des Heiztages verantwortlich. Er führt das Hcizbuch, in dem täglich die Eintragungen betreffend die benützten Kessel, die verbrauchten Brennstoffe, die erzielten Raumtemperaturen usw. gemacht und vom Direktor kontrolliert werden. Unsere Heizer haben nun bereits die Rauchschieber und Zugklappen eingestellt, die Ventile geschlossen und die Kondenswasserhähne geöffnet. Bei einem Druck von 0,06 bis 0,12 atü wird Dampf an die Radiatoren oder an die Luftheizkörper abgegeben. Schwitzend sieht man einen Heizer vom nebenliegenden Kohlenbunker mit einem Flunt Koks zuführen. Der Koks muß auf der Glut gleichmäßig verteilt werden. Der Wasserstand wird ständig kontrolliert, das Nachfüllen von kaltem Wasser während des Betriebes ist unbedingt verboten. Der Oberheizer mißt in verschiedenen Zeitabschnitten die verschiedenen Raumtemperaturen und kontrolliert die Heizkörper. Das Heben der Schlacke aus der Glut mit dem Spieß und das Schlackenziehen mit der Krücke, sowie der Abtransport in die Schlackengrube ist eine schwere Arbeit. Die Heizer bemühen sich sehr, für ihre Kameraden gut zu heizen; sic werden, wenn cs einmal danebengeht, mit viel Spott bedacht. Eine große Tafel mit dem jeweiligen Tagespreis eines Kiloponds Koks mahnt zum Sparen, denn cs ist i h r Geld, das vergeudet wird. „Der beste Heizer erreicht Wärme ohne Kohle!“ Die Heizanlage besteht aus drei Strebel-Eca-IV- Kokskesseln, Sonderausführung (mit je 10, 18, 20 Halbgliedern), österreichisches Fabrikat, die je nach der Außentemperatur und Witterung eingesetzt werden. Ursprünglich war nur das Werkstattgebäude 56

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