Amtsblatt 1903/31 der k.k. Bezirkshauptmannschaft Steyr

haltung der im § 17 der bestehenden Hausiervorschriften und in den diesen Paragraphen ergänzenden Nachtragsverord¬ nungen den Bewohnern gewisser Gegenden gewährten Rechte verboten. Hievon werden die Gemeinde=Vorstehungen zufolge Erlasses der k. k. Statthalterei vom 18. Juni 1903, Z. 12.542/VIII, mit Beziehung auf § 10 des Hausier¬ patentes in Kenntnis gesetzt. Steyr, 25. Juli 1903. Z. 11.494. An alle Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Kommanden. Betreffend Ausforschung eines Lustmörders. Am 17. d. M. früh wurde bei der sogenannten Griesmühl=Kapelle in Schafwiesen, Gemeinde Marchtrenk, Bezirk Wels, im Gesträuch die Leiche der 5½ jährigen Hadernsammlers=Tochter Theresia Riedl mit aufge¬ chlitztem Unterleib und einer Stichwunde an der linken Brustseite aufgefunden. Es dürfte sich um einen Lustmord handeln, doch ist der Täter, von dem jede Spur fehlt, bis zur Stunde nicht eruiert. Da in den letzten Jahren solche Lustmorde an Rosa Haudum und Eleonore Burgstaller (am 3. und 10. Ok¬ tober 1899. Art. 1246 des o.=ö. Polizeiblattes), ferner an Therese Hametsdorfer (am 28. Juni 1901, Art. 846 des 0.2ö. Polizeiblattes) verübt worden sind, welche sämtlich den charakteristischen Unterleibsschnitt aufweisen, der Täter aber in keinen dieser Fälle eruiert werden konnte, so erscheint es trotz des Altersunterschiedes des letzten Opfers nicht ausgeschlossen, daß diese Morde von einer und der¬ selben Hand herrühren. Jedenfalls aber ist es geboten, aus diesem neuerlichen Anlasse auch die früheren, unter ganz ähnlichen Umständen verübten Mordtaten in allgemeine Erinnerung zu bringen. Zufolge Erlasses des k. k. 0.=b. Statthalterei=Präsi¬ diums vom 22. Juli 1903, Nr. 3023/Präs., werden die Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Kom¬ manden behufs Eruierung des Täters beauftragt, auf alle mögliche Weise bei den Patrouille= und sonstigen Dienst¬ gängen, insbesondere aber auch im Verkehre mit dem Publi¬ kum einerseits schärftens zu invigilieren, anderseits alle bemerkenswerten Mitteilungen der Ortsbewohner über ver¬ dächtige Individuen oder Tatumstände sogleich zur Kenntnis der nächsten Polizei= oder Gerichtsbehörde zu bringen. Ich gewärtige umsomehr, daß diese meine Anordnungen auf das Genaueste befolgt werden, als es die öffentliche Sicherheit auf das dringendste erheischt, daß der Täter aller dieser Mordtaten endlich entdeckt werde. Steyr, 28. Juli 1903. Z. 11.597. An alle Vorstehungen der an der Enns gelegenen Gemeinden und die betreffenden k. k. Gendarmerie=Vosten=Kommanden. Invigilierungs=Einstellung. Laut Mitteilung der k. k. Bezirkshauptmannschaft Gröbming vom 23. Juli 1903, Z. 12.057, wurde die Leiche des Selbstmörders Georg Rainbacher am 20. Juli l. im Ennsflusse bei der sogenannten Ueberführerbrücke in der Gemeinde Liezen aufgefunden. Hievon werden die obgenannten Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten-Kommanden mit Bezugnahme auf den h. ä. Erlaß vom 18. Juli 1903, Z. 10.988, Amts¬ blatt Nr. 30, mit dem Auftrage in die Kenntnis gesetzt, jede diesbezüglich eingeleitete Forschung sofort einzustellen. Steyr, 23. Juli 1903. Z. 11.335. An alle Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Vosten=Kommanden. Laut Meldung des k. k. Gendarmerie=Posten=Kom¬ mandos Bad Hall vom 21. Juli 1903, Nr. 187, ist Raimund Oberndorfer, Knecht, am 19. August 1847 in St. Ulrich bei Steyr geboren und dahin zuständig, ver¬ ehelicht, von seiner Gattin entfernt lebend, seit 14. Juli 1903 abgängig. Derselbe war wegen Uebertretung der boshaften Be¬ schädigung fremden Eigentums angeklagt und sollte am besagten Tage zur Gerichtsverhandlung beim k. k. Bezirks¬ gerichte in Kremsmünster erschienen sein. Nachdem Oberndorfer schon dreimal durch Erhängen einen Selbstmord versucht hatte, scheint es auch gegenwärtig nicht ausgeschlossen, daß er die gleiche Tat verübt habe Wie erhoben, wurde Oberndorfer am 14. Juli l. J. in der Ortschaft Hehenberg und nächst Achleiten in der Richtung Kematen, Neuhofen gehen gesehen, weshalb es nicht ausgeschlossen sein dürfte, daß er sich nach Linz begeben hat und dort in die Donau gesprungen ist. Oberndorfer ist gut mittelgroß, hat blonde Haare, Glatze, Bart rasiert, ist mit dunkelgraugestreifter Stoffhose, schwarzer Samtweste mit teilweise fehlenden Knöpfen, dunkelbraun gestreiftem Rock, schwarzem Hut mit Schnur, weißem Hemd und Halbstiefeln bekleidet. Es ergeht der Auftrag, über den Verbleib des Genannten entsprechende Nachforschungen einzuleiten und ein positives Ergebnis dieser Nachforschungen anher mitzuteilen. Z. 11.330. Steyr, 23. Juli 1903. An alle Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Vosten=Kommanden. Ausforschung des Zwänglings Franz Gattringer. Laut Zuschrift der Direktion der Zwangsarbeits= und Besserungsanstalt in Korneuburg vom 20. Juni 1903, Z. 8285, an die k. k. o.=ö. Statthalterei, ist der seit 5. August 1902 dort angehaltene, im Jahre 1879 geborene, nach Kleinreichs, Bezirk Zwettl, zuständige Franz Gattringer aus dem Arbeitsorte in der Rebschule entwichen. Hievon werden die Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Kommanden zufolge Statthalterei=Er¬ lasses vom 29. Juni 1903, Z. 13.475, mit dem Auftrage verständigt, wegen Ausforschung und Einlieferung des Flüch¬ tigen das Erforderliche zu veranlassen und über den Erfolg bis 10. August l. J. zu berichten.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2