Amtsblatt 1900/9 der k.k. Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 1. März 1900

4 Steyr, am 28. Februar 1900. Z. 2822. An alle Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerieposten-Tommanden. Simulant Georg Mazour. Laut der Note der k. k. mährischen Statthalterei vom 22. Jänner 1900, Z. 1352, treibt sich der 35 Jahre alte, gewesene k. u. k. Oberleutnant Georg Mazour aus Herolic ohne Beschäftigung umher und sucht durch Simulation von Geisteskrankheit und anderen Leiden Aufnahme in Irren¬ und Krankenanstalten zu erschleichen, weshalb im Einver¬ nehmen mit dem mährischen Landesausschusse die Spitals¬ verweisung des Genannten auf drei Jahre verhängt wurde. Infolge des Statthalterei=Erlasses vom 31. Jänner l. J., Z. 1857/V, werden die Gemeindevorstände auf dieses In¬ dividuum aufmerksam gemacht und angewiesen, demselben in Hinkunft, außer im Falle wirklichen dringenden Bedürfnisses, keinerlei Unterstützungen zu verabfolgen, sondern vielmehr gegebenen Falles dasselbe der schubpolizeilichen Behandlung zu unterziehen. Steyr, am 24. Februar 1900. Z. 2861. An alle Gemeinde - Vorstehungen. Unterstützungsschwindler. Laut Erlasses der k. k. Statthalterei in Linz vom 29. Jänner 1900, Z. 1415/II, pflegt der zur Gemeinde Möschnach zuständige Steinmetzgehilfe Franz Zupan von auswärtigen Gemeinden, besonders in Croatien und Dalmatien, für Rechnung seiner Heimatsgemeinde unter dem Vorwande in die Heimat zu reisen, Unterstützungen zu ent¬ locken und verursacht hiedurch der obgenannten Gemeinde ungerechtfertigte Kosten. Die Gemeinde=Vorstehungen werden daher auf dieses Individuum mit dem Bedeuten aufmerksam gemacht, dass demselben keinerlei Unterstützungen verabfolgt werden, er vielmehr im Falle der Arbeits= und Ausweislosigkeit nach den Schubvorschriften behandelt werde. Franz Zupan ist im Jahre 1848 in Oberotok geboren, von hoher Statur, länglichem Gesichte, kastanienbraunen Haaren, braunen Augen, proportionierter Nase und Mund; er ist vollkommen erwerbsfähig und im Besitze einer von der k. k. Bezirkshauptmannschaft in Radmannsdorf ausgestellten Reiselegitimation vom 22. Juli 1899, Z. 69, und eines am 17. October 1884 unter der Zahl 38 vom Gemeindeamte Möschnach ausgestellten Arbeitsbuches. Steyr, am 24. Februar 1900. Z. 2862. An sämmtliche Gemeinde -Vorstehungen. Unterstützungsschwindler. Laut Erlasses der k. k. Statthalterei in Linz vom 29. Jänner 1900, Z. 1416/II, treibt sich ein gewisser Josef Vatovec, Sohn des Josef, geboren im Jahre 1879 zu Cepno Nr. 19, Gemeinde Koschana, dorthin zuständig, mittlerer Größe, runden Antlitzes, kastanienfärbiger Haare, grauen Augen, gekennzeichnet durch ein Muttermal auf der rechten Wange, der Profession nach Schmiedgehilfe, im Besitze eines Dienstbotenbuches umher und sucht auf Kosten der Heimatsgemeinde Unterstützungen zu erlangen. Die Gemeinde=Vorstehungen werden daher auf dieses Invividuum mit dem Bedeuten aufmerksam gemacht, dass demselben keine Unterstützungen verabreicht werden, da er vollkommen arbeitsfähig ist und dass er im Aufgreifungsfalle nach den Schubvorschriften behandelt werde. Z. 3102. Steyr, am 28. Februar 1900. An sämmtliche Gemeinde-Vorstehungen und k. k. Gendarmerieposten -Tommanden. Feststellung der Identität eines in Prag auf¬ gegriffenen taubstummen Mädchens. Seit 17. September 1899 befindet sich ein wegen Obdachlosigkeit aufgegriffenes taubstummes Mädchen im städtischen Arresthause in Prag in Verwahrungshaft. Alle bisher zur Feststellung der Identität und der Herkunft von der k. k. Polizei=Direction in Prag gepflogenen Erhebungen haben bisher kein positives Resultat ergeben. Die Direction des Taubstummen=Institutes, welcher die Taubstumme vorgeführt wurde, äußerte sich über die¬ selbe in nachstehender Weise: „Das vorgeführte Individuum erscheint taubstumm und wohl auch schwachsinnig, war in keiner Anstalt und ist ungebildet, kann daher auch nicht angeben.“ Das taubstumme und schwachsinnige Mädchen ist ungefähr 20 Jahre alt, von mittlerer schwächlicher Gestalt, hat ein längliches Gesicht, eine dicke, fast große Nase, breiten Mund, lichtbraune Augen und Haare und gesunde Zähne, doch fehlt ihr im Unterkiefer ein Zahn. Im Gesichte hat sie kleine Wimmerln, ferner hat sie einen auffallenden Schmalschädel. Ihre Kleidung ist durchwegs rein gewesen und zwar hat sie an sich: Eine schwarzweiße Schwaneboisoppe, ein weißes, mit Spitzen versehenes Hemd, ein roth= grün= wei߬ gestreiftes Kleid, einen braun=rothen Schwaneboi=Unterrock, ein schwarz=weißes Wollkopftuch und gut erhaltene Schnür¬ schuhe aus gelbem Leder, der rechte Strumpf ist von schwarzer, der linke von rother Farbe. Am rechten Ohr hat sie ein silbernes, ovales Ohrgehänge und am linken ein rundes, messingenes. Die Photographie dieses Frauenzimmers, das im Prager Polizeianzeiger Nr. 49 vom 6. December 1899 unter Nr. 20 ausgeschrieben wurde, kann auf Wunsch zur Verfügung gestellt werden. Infolge des Statthalterei=Erlasses vom 2. Februar l. J., Z. 1589/II, ergeht der Auftrag, behufs Feststellung der Identität dieser Person Nachforschungen einzuleiten und über ein allfällig positives Resultat derselben zu berichten. Steyr, am 28. Februar 1900. Z. 3103. An alle Gemeinde -Vorstehungen und k. k. Gendarmerieposten-Tommanden. Entwichener Zwängling Angsüsser Ignaz. Der mit Erkenntnis der k. k. Landesregierung Salzburg vom 16. März 1899, Z. 2274, an die Zwangsarbeitsanstalt in Laibach notionierte, seit 29. October 1899 in dieser Anstalt

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