Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1962

,,Dann bleib wach" , sprach ich, ,, und warne mich, sobald du etwas Verdächtiges bemerkst." „Seien Sie nur ganz ruhig, Herr ", versetzte mein treuer Diener, ,,mich sollen sie meinetwegen in Stücke hacken, aber Ihnen darf niemand ein Haar krümmen." ,, Ist der Deutsche hier im Hause?" fragte_ich. ,,Nein, im Gartenhause, und sein Diener im Stall bei den Pferden. " Stephan entfernte sich und ich betrat leise das Zimmer meiner Frau. Ich näherte mich auf den Fußspitzen dem Himmelbette, in der Absicht, Wilka mit einem Kusse aufzuwecken - und fand dasselbe leer. Ein jäher Schrecken ergriff mich, ich hatte Mühe, mich aufrecht zu halten. Nachdem ich mich etwas gefaßt hatte, ging ich zu dem Fenster und schlug die dunklen Vorhänge zurück, das Fenster war nur leicht zugelehnt. - Wilka hatte durch dieses Fenster ihr Zimmer verlassen! Zu welchem Zweck? Das Fenster führte in den Garten. Wenn sie? - Ich wagte den Gedanken nicht auszudenken. Das Zimmer war jetzt von der Mondsichel ein wenig erhellt. Ich zog meine Pistolen hervor, überzeugte mich, daß sie geladen waren und verbarg mich dann hinter dem schweren dunklen Vorhang des Himmelbettes. Ich weiß nicht, wie lange ich so stand, mir schien es eine Ewigkeit. Endlich klang leise das Fenster. Wilka, schön wie eine Karpatenelfe, stieg in das Zimmer herein - sie trug einen langen dunklen Pelz und Pantoffeln an den Füßen, ihr blondes Haar fiel aufgelöst auf ihre Schultern herab . Als ich hervortrat schrak sie zusammen. ,, W~r ist da?" frug sie mit vibrierender Stimme . ,, Ich bin es, Wilka ." „Du?" murmelte sie und umklammerte das Fensterbrett, um nicht zur Erde zu sinken. „Du fliegst nicht in mei_ne Arme? " fragte ich höhnisch, ,,ich dachte, did1 angenehm zu überraschen. " ,,Du hast mich in de"r Tat überrasch t", sagte sie. ,,Ich sehe es." „Camil , mein Camil ", rief sie jetzt plötzlich und schlang die Arme zärtlich um mich. ,, Kei ne Komödie!" ,,Zweifelst du an meiner Li ebe? " fragte sie. Sie bebte am ganzen Leibe. „Wo warst du? " begann ich das Verhör, und als sie stumm blieb, fuhr ich fort : ,, Soll ich es dir sagen?" ,, Nein, nein. " ,, Du leugnest nid1t, daß du schuldig bist?" „Vergib, mein Geli ebter, erbarme dich meiner! " schrie sie jetzt auf und stürzte zu meinen Füßen nieder. „Nein , Wilka, ich kann dir nicht vergeben" , erwiderte ich. ,, Den Verrat , den du an mir begangen, hätte ich dir vielleicht vergeben, denn id1 liebe dich, namenlos lieb ich dich, aber niemals kann, niemals werde ich dir den Verrat am Vaterlande vergeben. Fühlst du nicht selbst di e Schmach, die du übe r mich und dich gebracht hast, als du deinen Gatten dem Feinde unseres Landes geopfert hast? Nein, Weib, das kann ich nicht vergeben, das wirst du büßen und zwar auf der Stelle." 50 Ich zog die eine Pistole hervor und spannte den Hahn. Alol ·s Hawelka .· Früchte-Import und Großhandel Eigene Bananenreilerei • Eigene Erdnußrösterei STE YR, Ennser Straße 20b / Telefon 29 41 und 29 42 Serie Filiale LINZ. Hafengelände-Großmarkthalle / Telefon 2 39 55

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