Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1958

„Wo is denn Eahna Hausordnung? Wenn Sie a Hausordnung hamm, nacha S' de Schla¬ schaugn S'zerscht, daß de Kinder net so umanandrolz'n und lassen winer da d Füaß wasch'n. Dös waar a Hausordnung, aba net an königlich'n Se¬ * kretär, der wo seiner Lebtag g’wißt hat, was si g’hört „Ja, Michael!“ rief es ungeduldig von drinnen. „Gleich!“ erwiderte der Engel und schob mit einer im Himmel sonst nicht üb¬ Energie den streitsüchtigen Sekretär in das Paradies hinein. lichen Jeder andere wäre geblendet gewesen von dem schier undenkbaren Glanze, der strahlend ausgebreitet war, und jeder andere hätte verzückt dem unbeschreib¬ hier Wohllaute der in der Ferne singenden und musizierenden Engel gelauscht. lichen Allein Angermayer hatte sich schon von allem Anfang vorgenommen, hier nichts so übermäßig schön zu finden, und dann war er von Natur nicht überschwenglich, dann war er noch verbittert durch seinen Streit mit dem Erzengel. und Also blickte er mürrisch darein und schnitt ein Gesicht, das deutlich fragte: „Is dös all's?“ Vor ihm saß inmitten von schön gelockten Engeln ein unglaublich gütig lächeln¬ Greis, der eine dunkelblaue Toga trug, in welche goldene Schlüssel eingestickt der Es war der heilige Petrus, der unserm Angermayer nunmehr freundlich waren. zunickte und sagte: „Da bist du ja, mein Sohn! Sei willkommen in unserem Reiche!“ „Was sagst du?“ fügte er bei, da der Sekretär etwas vor sich hinmurmelte. „Mi hätt'n S' scho no a Zeitlang drunt lass'n kinna. Es hätt' ma gar net pressiert“, wiederholte dieser, und seine griesgrämige Miene wollte sich nicht auf¬ hellen. „Aber Martin!“ rief der Apostel, „du bist der erste, der an dieser Stelle nicht vor Freude jauchzt. Mit'n Jauchz'n hab' i's überhaupts net, und i waar froh, wenn i drunt mein Grüabig'n hätt'. Petrus wandte sich lächelnd an die Engel, die neben ihm saßen. Seht da, ein Münchner, der sich erst an den Himmel gewöhnen muß!“ Und ernster sagte er zu Angermayer: „Nun geh’ und freue dich und bedenke, manches in deinem armseligen Leben Strafe verdient hätte. Aber es ist dir daß Mitleid erwiesen worden.“ Der Sekretär merkte am Tone, daß der Heilige als Vorgesetzter gesprochen und er schwieg. hatte, Ein lebhafter Jüngling mit hüpfendem Gange, der genau so aussah wie einer aus der Schwabinger Stefan=George=Gemeinde, faßte ihn bei der Hand, indem er in singendem Tone sprach: „Komm, seltsamer Geist, ich will dich führen.“ In dem Postsekretär regte sich wohl sogleich die grimmige Abneigung gegen die Art seines Begleiters, aber er war zu niedergedrückt, um die rechten Worte zu finden, und er schritt griesgrämig und schweigsam neben dem Engel einher. Der wurde nun gesprächig und erklärte dem Neuling die Grundlage des paradiesischen Lebens. ge¬ „Du mußt wissen“, sagte er, „daß hier alles auf unendliche Fröhlichkeit stimmt ist. In den obersten Regionen, wohin wir ja nicht gelangen, befinden sich die WOLLEN SIE WÄHREND IHRES URLAUBES SICHER, BILLIG UND BEDUEM INS AUSLAND FAHREN ODER DIE SCHÖNHEITEN OSTERREICHS BEWUNDERN! AUSKUNFT GEBEN IHNEN DIE STÄDTI¬ SCHEN UNTERNEHMUNGEN (REISEBURO), STEYR, KIRCHENGASSE Nr. 1. SIE WERDEN UNVERBINDLICH BERATEN! 53

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