Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1958

6) 8) 10) 12 Anndre Taufkirchner!) Der Steyrer Stadtrichter?) des Jahres 1560, Anndre Taufkirchner, bekleidete 1564 und 1565 auch die Bürgermeisterwürde.*) Er unterhielt in dem ihm gehörigen Hause Stadtplatz 2 einen Handel mit Messern, die er auch nach Venedig ausführte; außerdem beschäftigte er sich mit Getreidehandel.“) Während seiner Amtszeit starb am 18. 7. 1564 Burggraf Hanns Freiherr von Hoffmann, der erbitterte Gegner des neuen Glaubens, welcher oft hemmend in die Beschlüsse des Rates der Stadt eingegriffen hatte. Nur sieben Tage später folgte ihm im Tode der Landesfürst Kaiser Ferdinand I., dem Hoffmann durch lange Jahre ein treuer Diener gewesen war. Den Thron bestieg als Nachfolger am 25. 7. 1564 Maximilian II., der dem Protestantismus geneigte Sohn des verstorbenen Kaisers.5 Neuer Burggraf in Steyr wurde Adam Hoffmann, der Sohn des alten Burg¬ grafen, der selbst Protestant war. Der freien Religionsausübung in der Stadt waren also fast keine Grenzen gesetzt. Wohl versuchte Bischof Urban von Passau, zu dessen Diözese Steyr gehörte, die Entwicklung aufzuhalten, doch war dies ein vergebliches Beginnen, da die weltlichen Gewalten hiebei nur geringe Hilfe leisteten.°) Der Rat ging vorerst daran, einen ihm genehmen Prediger nach Steyr zu bringen und wandte sich deshalb 1564 schriftlich an Dr. Paul Eber in Wittenberg, das als das Mekka der protestantischen Theologie galt. Eber schlug den Steyrern den zu dieser Zeit in Meissen als Prediger tätigen, aus Aflenz stammenden Ba¬ silius Kammerhofer vor, der dann auch, nach Freigabe durch den Kurfürsten von Sachsen, nach Steyr kam. Schon früher hatte der Rat Stipendien für junge Leute zum Studium der evangelischen Theologie in Wittenberg gestiftet. Einer dieser Stipendiaten, Johann Schreyer, der Sohn eines Steyrer Tischlers, der seine Stu¬ dien beendet hatte, wurde 1564 als erster Steyrer zum Prediger vorerst im Spitale und dann in der Stadtpfarrkirche bestellt.“ Auch der Todestag dieses Bürgermeisters kann nicht genau festgestellt werden. In den Monaten Februar bis April 1570 wird er als „angesetzter“ (stellvertreten¬ der) Bürgermeister erwähnt,) am 4. 12. 1570 wird er letztmalig als Ratsmitglied vermerkt.?) In den Ratsprotokollen des Jahres 1571 wird Taufkirchners Frau be¬ reits als Witwe bezeichnet.) Sie führte den Handel ihres Mannes bis zu ihrem Tode fort.1 Der Ehe des Bürgermeisters waren zwei Kinder entsprossen, die in den Steuer¬ büchern als Erben des Hauses Stadtplatz 2 aufscheinen.!) 9 Auch Taufkhirchner, Teufkirchner (Stb. 1567, 1583, L.V. 3, R.P. 1570, S. 17, 25). 2) — 4) L.V. 3. — 3) L.V. 3, 16; R.P. 1570. Stb. 1567. 5) In seinem Testamente hatte Ferdinand I. eine neue Teilung der österreichischen Län¬ der verfügt, die nach seinem Tode wirksam wurde. Der älteste Sohn Maximilian er¬ hielt die Königreiche Ungarn und Böhmen sowie das Erzherzogtum Österreich; Fer¬ dinand, der zweite Sohn, bekam Tirol und Vorderösterreich; der dritte Sohn, Karl, erhielt Kärnten, Steiermark, Krain und Görz. L.V. 12, S. 44. — 7) L.V. 1, S. 277. R. P. 1570. — %) R. P. 1570, S. 286. R.P. 1571, S. 419. — 11) Stb. 1573, 1583. Melchior und Susanne; ersterer war Venediger Kaufmann und handelte mit Messern, Rupfen, Wachs und Stockfischen (Stb. 1586, 1597 und 1598). Susanne war mit Issac Walschpeckh verheiratet und starb im Alter von 57 Jahren an der Wassersucht am 18. 6. 1626 in Steyr (Stpf., Totenreg. I). 113

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