Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1927

33 S C 2 78 SS SSS Die Schmuggler. Von F. Schrönghamer=Heimdal. Im Poststübl zu Walddorf sitzt die Zollinspektors Geßl durch und kamoben¬ allabendliche Gesellschaft beisammen: der auf: die Schweinepest in Oesterreich. Pfarrer, der Zollinspektor, der Lehrer, Die beiden Studenten, der Hochmoser der Förster und die zwei Studenten, der Toni und der Wildberger Franzl, brach¬ Hochmoser Toni und der Wildberger ten — wie absichtlich —die Rede immer Franzl, die im Heimatdorfe ihre Ferien wieder darauf, was den Herrn Inspektor verleben. Zu kun haben sie nicht viel zu den seltsamsten politischen Extratouren und so sinnen sie Streiche aus. veranlaßte. „Meine Herren“ pflegte er Diesmal haben sie es auf den Zoll¬ ich dann zu äußern, „bei aller Bundes¬ inspektor abgesehen, der sich durch einige treue und Waffenbrüderschaft; die das Härten gegenüber der Grenzbevölkerung Reich dem Nachbarlande gegenüber be¬ etwas unbeliebt gemacht hat. Der Beamte kundet, ist es doch sozusagen unverank¬ ist noch nicht lange im Ort. Seit in den wortlich von der jenseitigen Regierung, benachbarten Bezirken des Grenzstaates wenn sie ihren Untertanen das Herüber¬ die Schweinepest ausgebrochen war und chmuggeln von Schweinen nicht einfach der Saccharinschmuggel in dortiger Gegend verbietet und mit strengen Strafen ahndet mehr als je blühte, fand es die Regie¬ Bedenken Sie, meine Herren, welch un¬ rung geraten, einen Zollinspektor nach geahnte Nachteile uns daraus erwachsen. Walddorf zu schicken. In der Auswahl Und welche Kosten! Am ganzen Grenz¬ des Zollinspektors Geßl hatte die Re¬ gürtel mußte infolge der Schweinepest das 7 gierung keine glückliche Hand. Er wit¬ Personal verdoppelt werden, was dem terte hinter jedem harmlosen Einheimischen Staate allmonatlich fünfzigtausend Mark einen verkappten Schmüggler, hielt jeden mehr kostet. Ganz abgesehen von den des Weges Kommenden an und unter¬ persönlichen Unbequemlichkeiten, die ein¬ zog ihn einem hochnotpeinlichen Verhör zelne, insbesondere wir höhere Zollbeamte, Einheimische und Fremde beschwerten zu erdulden haben: wir müssen Weib und sich wiederholt, aber es half nichts. Herr Kind in der Hauptstadt zurücklassen, uns Geßl war ein pflichttreuer Beamter, und hier in rauher, unwirtlicher Gegend, wo im Nachbarstaat herrschte die Schweine¬ es nicht einmal Kaviar und Spargel gibt, pest. mit derber Kost und schlechter Unterkunft Die Schweinepest! Das war die begnügen Hauptsorge des Herrn Zollinspektors „G'stochen!“ schreit der Hochmoser und seit einigen Abenden schon das Toni, der mit dem Lehrer und dem Forst¬ Hauptgespräch am Herrentisch im Post¬ praktikanten am unteren Tischende tarockt. stübl zu Walddorf. Man sprach über „So, jetzt ist das Spiel aus!“ das Luftschiff Zeppelin, über Wetter und Laut und bedeutsam sagt der Student Tarockspiel, über Frauenmode und teuere diese Worte, als ob nicht nur das Tarock¬ Zeiten, aber zwischen all dem drängte spiel sondern auch ein anderes aus wäre. sich doch wieder das Gespenst des Herrn Niemand legt aber seinen Worten 3

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