Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1926

69 Dann eine Pause und hierauf die und läßt uns suchen und forschen. Mehr Stimme des Ansagers: „Verehrte Mit¬ können wir nicht. Mela ist verschwunden. hörer! Zu unserem Bedauern hat Frau Und ihre Stimme bringt dir nur der Klara Mantelmann vom Staatstheater Traum zurück.“ C4 in letzter Minute krankheitshalber ab¬ „Oder das Wunder... agen müssen. Um keine Lücke im Pro¬ Franz macht eine erledigende Gebärde. gramm entstehen zu lassen, hat sich die Dann fragten sie telephonisch an, 44 bekannte Vortragskünstlerin Fräulein¬ es dem Jungen ginge. Es ginge wie besser; er schliefe; aber noch vor ihm Die Freunde rissen ihre Gesichter dem Einschlafen habe er nach seiner Lautsprecher hin zum Mutter verlangt. Der Ansager sprach: „Mela Fehn Stumm saßen die Freunde einander bereit erklärt, vorzutragen. Fräulein Fehn gegenüber. bringt... Quälend langsam vertropfte die Zeit. Und dann hörte Bernhard Lier die Mit einem Male aber schnarrte ein Stimme seiner Frau, die er liebte und belegter, gedämpfter Ton in den Raum. die die Mutter seines Kindes ist. Die Fast erschreckt fuhren beide auf: „AchStimme, die gekommen war, in der so, Stefan Mundt spielten vorhin amNot und sich treulich meldete. Radio. Er hat vergessen abzustellen.“ Die liebe Stimme... Zu sehr mit ihren Gedanken be¬ Er legte seinem Freund die Hand schäftigt, verharrten die Freunde ruhig. auf die Schulter und fragte ganz leise Sie hatten kaum Lust, dem abendlichen — hat unsere und wie verzückt: „Franz Rundfunkvortrag zu lauschen und doch Zeit nun nicht doch ihre Wunder?“ waren sie tief in sich eingesponnen, um Und im währenden Lauschen riß er den fernen Stimmen erst umständlich den sich hoch: „Franz, Franz, verstehst du Weg zu versperren. das? Sie ist hier! Sie wird noch heute Achtung! Achtung!“ rief der An¬ 9 am Bett ihres Kindes stehen! Und ich sager im Sendehaus. werde ihre Hände küssen. Und alles wird Fremd und fern rollte das Pro¬ gut sein, Franz. Ein Auto, rasch, Lieber, gramm ab. wir fahren ins Sendehaus! Flüchtig dachte Bernhard: „Wie Und wie der Freund die Treppe aus dem Weltenraum kommt dieses hinunterjagte, strich Bernhard über den — wie ein Wunder ist es.. Tönen kleinen Detektor und fühlte: jede Zeit Heiteres, Ernstes klang aus dem ist vieler, vieler Wunder voll. Lautsprecher — glitt vorbei. Der Dämon des Traums. Von Kurt Martens. Es war vor dreißig Jahren an Berufes froh, war ich hinausgewandert, in irgend einem schönen Erdenwinkel, einem der oberitalienischen Seen — ich Menschen zu begegnen, die mir nahe¬ wüßte nicht mehr zu sagen, an welchem, treten sollten! Ich fand Lida und dies erinnere mich an kein anderes Erlebnis war mir Glücks genug. jener Reise, als daß ich Lida traf. Aber selbst sie sehe ich heute nur Verblaßte, verschollene Zeit meiner noch wie ein Schemen vor mir, als ge¬ rosenumrankten Jugend: Erworbenen

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