Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1926

68 es ist auch durchaus nicht tragisch, einerihr. Wer weiß, ob sie überhaupt in verlorenen Liebe nachzuweinen. Donner¬ Deutschland ist.“ wetter— ein junger, gesunder Mann „Und das Kind?“ mit tausend Lebensinteressen —dumme „Ruft nach ihr. Dem Kleinen gehts Sentimentalität, nichts weiter! Muß doch übrigens besser. Aber er ruft — und ruft einmal überwunden werden. Um dieses und ruft. Ach, wenn das Kind Ritter=Toggenburg=Trauern mitanzusehen, jetzt eine Mutter sehen könnte — ich fühlten sie sich denn doch zu jung und glaube, es wäre gerettet.“ „Und — zu rücksichtslos. ich — soll — nicht kom¬ Franz?“ Zudem war es nicht schon beängsti¬ men, gend, was Bernhard angab? Kaum „Nein, Bernhard. Du regst den hatte er sich warm geredet, schien er Jungen nur auf. Er schreit nach der plötzlich zu entschwinden, war wie aus Mutter — verstehst du das?“ dem Kreis der Freunde fortgelöscht, „Franz, lieber, lieber Mensch, wir starrte verloren und entzückt zur Decke müssen doch helfen ... —dem Stefan Mundt hat er sogar „Es war unrecht, daß du das einmal gestanden: in solchen Augen¬Kind von ihr getrennt hast. Vergiß nicht blicken höre er die Stimme seiner Ge¬ lag denn ein Grund vor? Du warst —— wie wenn sie ihn riefe... liebten eifersüchtig. Zugegeben. Aber hat dich das berechtigt — diesen letzten ent¬ Ja, hat sich was mit Hören! Wer weiß, wo Mela Fehn sich herumtreibenscheidenden Schritt zu tun? War sie mag! Gott, ja, war gewiß ein hübsches, nicht mehr als deine Geliebte? Nicht die frohes Ding und manchmal selber einMutter deines Kindes? Standest du wenig phantastisch angehaucht, aber sienicht unmittelbar vor der Heirat?“ hat den guten Bernhard sicherlich längst Bernhards Kopf sank tief auf die vergessen. Schauspielerin —leicht war Brust. Mehr in sich als zu dem Freund sie ja immer — und darum soll Bern¬ flüsterte er: „Weißt du noch ihr letztes hard zur mystischen Mumie erstarren? Wort, bevor sie ging? „Ich werde immer Und vor allem, dazu sollen sich die bei dir sein und meine Stimme wird — Freunde wie an einem Krankenlager dich stützen, wenn du nach mir rufst langweilen? Nicht zu machen! Freund¬und wenn du in tiefster Not bist“ Oh, — schaft in Ehren Franz, wie oft glaub' ich, diese Stimme aber zu einem Kranken gehört der Arzt, nicht der zu hören, von irgendwo —aber sie Freund. Bernhard ist krank. Also nie kommt nur im Traum zu mir und weil alle dasselbe dachten, kamenin Wirklichkeit ... Und nun rufen zwei nach ihr — ich — sie alle zu dem gleichen Entschluß. Sie und das Kind ... ließen das zu Tode gehetzte Gespräch aber sie antwortet nicht, sie schweigt, einschlafen und sagten einer nach demFranz, sie schweigt... Geschieht denn andern: Gute Nacht kein Wunder? Viel später kam Franz, der einzige, „Unsere Zeit hat keine Wunder! vor dem er sich ganz erschlossen hatte. Sie hat auch kein Verständnis für das, Als brächte Franz in seinen verlegenwas du getan hast. Es kommen keine gekreuzten Händen das Heil der Welt, Stimmen aus dem Irgendwo — aus dem Jenseits —— starrte ihn Bernhard fragend an. Der Was ich konnte, aber trat ans Fenster und starrte in die hab' ich getan — ich weiß keinen Weg Dunkelheit hinaus. In diesem Schweigenmehr, auf dem ich suchen könnte.“ lag Antwort. Traurige, leere, mutlose „Es gibt keine Wunder mehr? Hat Antwort. nicht jede Zeit ihre Wunder, Franz? „Nichts?“ fragte Bernhard ohneMan muß nur an die Wunder glauben“. Ton. „Unsere Zeit tut keine Wunder. „Nichts. Es führt keine Spur zu Unsere Zeit macht Detektivbüros mobil

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