Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

Rot flammte es über das Antlit Fremden. Er klopfte an seine Bruft des rief: „Schaut mi' an, ob i ausschau und “ ein Judas, Leut'! wic „Nein, so schaut er nit aus“, rie die Wirtin, „i glaub ihm“ „Nein, so schaut er nit aus“, riefen andere“ Der Marktrichter Nader erhob seine große Hand: „Reden mir vernünftig, gebot er mit starker Stimme. „Warum willst di' uns entgegenstellen, du Mann, du alleiniger, gegen uns alle? Weißt nit, daß das Recht mit uns is?“ „Wohl, das Recht is bei euch, antwortete der Fremde. „Weißt nit,“ fuhr der Marktrichter fort und seine Stimme schwoll in der Erregung, da er all der Drangsale ge¬ dachte, die das Land hatte erdulden müssen so lange Zeit, „weißt nit, wie im Landl regiert wird mit Mandat, Schin¬ derei, Ketten und Henker? Verpfänd' sein mir an den Bayern und der Bayen zwickt auf der einen Seiten, der Herbers¬ torff aber auf der andern? Weißt nit, daß sie unsern heiligen Glauben haben verflucht, unsere deutschen Pfaffen und Schulmeister verjagt, verjagt alle, die an ihnen sein gehangen und ihnerem — e1 Glauben? Mir anderen aber“ schlug an seine breite Brust, daß es lau — „mir andern aber, die mir schallte die Heimat und das Landl nit haben lassen wölln, sein mir nit rechtlos und — wie die Verbrecher Ausbrechender Lärm verschlang seine Worte. „Die Bayern über uns,“ rief es tosend, „Und die Wälschen, Wallonen, Kro¬ und Spaniolen! baten „Eiserne Reuter! 1 „Besser wär der Schwed'! „Unser heiliger Glauben zur Ketzerei gebrandmarkt! „Spießknechk' han uns zu die wäl¬ Pfaffen 'trieben!“ schen „Die uns die Seel’ zermartern!“ „Wie die Bayern den Leib!“ „Nein, nit alle!“ 41 „Nit alle! Den Bonifaz Gruber müßk's ausnehmen! „Den Pfarrer von Vöcklamarkt!“ „Der hat ein gutes Herz!“ — einer is's, einer von so „Was vielen „Aber die andern! drum „Verwälscht, verrömert nieder mit ihnen! „Nieder mit ihnen!“ „Nieder! Es war der Aufschrei eines gefesselten en, der seine Fesseln zerbricht. Rie Aber die Posauenstimme flog sieg¬ über diesen Aufschrei. reich „Ihr habt recht,“ rief der Fremde treckte die Rechte über die Menge. und „Keiner weiß es besser wie i, der i und Tag hab’ die Drangsal und Jahr der Bauern g'sehen im Landl. Und Not i will ihr ein End' bereiten. Aber nit heunt und morgen. Gut Ding braucht Weil. Es is no' nit Zeit.“ „No' nit Zeit“ eiferte der Wirt, „was sagst da, Mann? Ja, wann sollt denn Zeit sein? Wann mir alle tot sein, verhungert oder gehenkt? Wer bist denn, daß mir sollen auf di' warten?“ „I bin der, antwortete der Fremde, „der euch immer hat Botschaft geschickt, seit Jahr und Tag. Sagt, habt ihr nit Botschaft erhalten von der schwarzen Bauernrotk', die si' auftun wird, wann die Zeit wird da sein?“ „Das is scho' wahr,“ riefen einige. „Das hab' i gehört.“ „Kluge Botschaft is mir g'schickt worden“ rief der Abraham Hammer von Dorf, ein alter Mann mit langen weißen Haaren. „Und i hab' immer nach der Botschaft gehandelt. Bin geduldig g’west, wann mi' und meine Leut haben die Bayern und Krobaten geplagt, die bei mir einliegen im Hof und mei' Feld verwüst' haben. Aber“ — und er schüttelte das weiße Haupt — „Botschaft allein 87 kul's nit — g’scheg'n muß was!“ „So is's, g'scheg'n muß was, riefen die Bauern „Was schwarze Bauernrott' und ihr Herumred'n von der Zukunft! Wir sehen,

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