Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1923

105 CC (Nachdruck „Fraulein Foxtrott. verboten. Franz Hammer. Humoreske von vollkommener Ernst. Ich bitte Sie herzlich „Sie müssen mich unbedingt „Foxtrott führen Sie mich nur bald in Ihren Klub lehren, Fräulein Richter. Erich Heinze ein und nehmen Sie es mit dem Unter¬ sagte es zu einer stattlichen Blondine, zu richt recht genau. der Dentistin Paula Richter, die ihm eber „Und das Honorar für den Unterricht? einen Backzahn plombiert hatte. Das hübsche stotterte „Welches Honorar?— * * Mädchen lebte im Vorort einer Großstadt verlegen Erich Heinze und hatte dort dank seiner Tüchtigkeit ein —Sie dachten wohl, daß ich „Ach ausgedehnte Praxis, die ihm ein hübsches Sie den Foxtrott umsonst lehre? Stück Geld einbrachte. Nach getaner Arbeit „Ich dachte ... huldigte Paula Richter gern dem Tanz. Sie „Sehen Sie, Herr Heinze, das dachte liebte die modernen Tänze über alles, tanzte ich mir auch, was Sie eben dachten. Als wirklich sicher und anmutig „Rag=time Vertreter des starken Geschlechtes dachten „Onestep, „Twostep“ „Jazz und vor Sie natürlich, daß ich es als Frau für allem den „Foxtrott“ so ausgezeichnet, daß eine Ehre ansehen müßte, umsonst diesen man sie im „Foxtrott=Klub“ mit dem ehren¬ 1 Modetanz zu lehren. Glauben Sie wirklich den Spitznamen „Fräulein Foxtrott“ belegt daß ich Sie nicht durchschaue? Denken Sie hatte. Erich Heinze, ein stattlicher jungen vielleicht, ich weiß nicht, daß Ihnen im Mann, Anfang der Zwanziger, der augen Grunde genommen an der modernen Hop¬ blicklich keine feste Stellung und sich schon serei gar nichts liegt, sondern, daß Sie nur beinahe die Finger nach einer solchen wund die Gelegenheit benutzen wollen, um in geschrieben hatte, war in die hübsche Paulo meiner Nähe zu sein und mir den Hof zu Richter ernsthaft verliebt und nahm jede machen? Ist es nicht so?“ Gelegenheit, selbst einen leicht defekten Back¬ Erich Heinze besaß nicht die Kunst der zahn, wahr, um sich ihr und sei es auch Verstellung. Er wurde rot wie ein Putter¬ nur auf dem Wege der Zahnpraxis, nähern hahn, biß sich auf die Unterlippe und zu dürfen. Zwar liebte Erich die modernen „ schwieg. Tanze nicht, aber um seiner Liebe willen Die Menschenkennerin Paula Richter zu Paula wollte er selbst „Foxtrott“ tanzen war erstaunt. Also einmal ein Mann, der lernen und wer hätte dafür eine besser ich nicht verstellen konnte. Jetzt begann Erich Lehrmeisterin sein können als „Fräulein Heinze sie ernsthaft zu interessieren. Sie 72 Foxtrott“ lächelte wie eine Sphinx und blitzartig schoß Doch Paulachen war eine kleine Schlau¬ Fräulein Foxtrott ein Gedanke durch das bergerin. Sie kannte die Männer und traute blonde Lockenköpfchen. Dieses Mädel liebte nicht gleich dem Landfrieden. Im Stillen es, Männern Rätsel aufzugeben, buchstäblich meinte sie: Der will nicht mich haben Rätsel. sondern meine Praxis. Dann soll ich die Nach einer kurzen Verlegenheitspause „Zahnklempnerin“ machen und er guckt r“ im Gesprach, die Erich Heinze mit verlege¬ zum Fenster hinaus und raucht Zigaretten nem Räuspern ausgefüllt hatte, sagte plötzlich „Ist das also Ihr wirklicher Ernst Fräulein Foxtrott zu ihm: Herr Heinze, mit dem Foxtrott? „Ich will Sie den Foxtrott lehren. Als „Aber gewiß, Fräulein Richter, mein

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