Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1923

73 X ENS Nachdruck Lache Bajazzo! verboten.) Erzählung von M. Trott. Herr Svante machte ein etwas ver¬ Die trefflichen Darbietungen des großen ächtliches Gesicht. „Das ist der Clown. Zirkus Caroni erregten berechtigtes Auf¬ Während dieses Spazierganges kam ehen. Jede einzige Leistung war eine Glanznummer. Es blieb daher nicht aus, keine rechte Stimmung mehr auf. Die beiden jungen Mädchen mußten fortwährend an daß man die elegante Schulreiterin, Fräu¬ lein Anita, umschwärmte und während die den Traurigen denken, der so einsam seines Männer ihr und der Trapezkünstlerin hul¬ Weges ging. Und als sie am Abend im Zirkus waren und den Spaßmacher erblickten, digten, bemühten sich die jungen Damen um die Gunst des Schulreiters und des der in seinem gelb=grün karierten Kittel gertenschlanken, blondlockigen Parterre=Akro¬ die dümmsten Fratzen schnitt, der dazu da vaten. Seine wundervollen weichen Be¬ war, die Lachlust des Publikums anzufeuern, wegungen versetzten die Damenwelt in wurden Lore und Agnes immer trauriger und je dümmer die Gesichter wurden, die Entzücken. Man wußte im ganzenOrt, daß man vormittags gegen zehn Uhr Ge¬ der Clown schnitt, um so mehr bedrückten sie ihr Herz. legenheit hatte, die Künstler unauffällig im Zirkusrestaurant zu sehen und so faßte der „Der arme, unglückliche Mensch,“ flü¬ kleine Saal kaum die Neugierigen, die nur sterte Lore ihrer Freundin zu. „Da muß darauf brannten, einen Blick aus den Augen er nun dummes Zeug treiben und wer weiß, was er zu leiden hat. dieses oder jenes Künstlers oder einer Künstlerin zu erhalten. „Ja, er leidet, entgegnete Agnes. Bald wurden Bekanntschaften geschlossen. „Man sieht es an seinem verhärmten Gesicht, an dem schleppenden, traurigen Gang. Man lernte sie alle kennen. Lore Felschow, die Tochter des Regierungsrates und Agnes Ihnen beiden fiel eine Geschichte ein, nicht nur eine, nein, so viele. Da mußte Tietz, die Einzige eines Großindustriellen, buhlten förmlich um die Gunst des schlanken der Clown mit blutenden Herzen seine Akrobaten. In stillen Straßen, in denen Späße machen; zu ihm gellte das Lachen man keine Bekannten traf, gingen sie mit der Menge, während er fast unter der Last Herrn Svante spazieren. Da sahen sie ein¬ eelischer Qualen zu Grunde ging. Lache, Bajazzo, war das Los dieser Aermsten, die mal, als sie auf Svante warteten, einen man nicht nach Schmerzen und Leiden anderen Herrn aus dem Hotel heraustreten. Was hatte der für wundervolle schwarze ragte, die nur dazu da waren, um eine Augen! Welch seelenvollen Blick. Wie schwer¬arrogante Menge zu erheitern. Armer, mütig fiel ihm die Locke in die hohe Stirn. armer Bajazzo! Als die beiden Freundinnen spät abends Er hielt den Kopf gesenkt, die Schultern aus dem Zirkus gingen, stand es bei ihnen waren ein wenig eingezogen, als schleppe er eine schwere Last mit sich herum. Und fest, daß sie dem dummen August, dessen richtigen Namen sie nicht einmal kannten, als Svante dann endlich kam, da fragten zwei Backfische mit heißen Wangen, wer helfen wollten, sein bitteres Los zu ertragen Sie wollten morgen früh den Zirkus um¬ jener Herr dort sei, der so traurig seines streichen und warten, ob der Unglückliche Weges ginge.

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