Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1923

72 faltet, sie blühte in Pracht, in seltener eine Zähne zusammen; nun sie ihn haßte, Schöne und Frische; aber nicht für ihn! nun iebte er sie! Und ihr Auge leuchtete in hohem Thekla Burkhard und ihr Gatte ahnten Glanz. Sie war gerächt! nicht, was sich unter ihren Augen zutrug. Sie „Ich habe ihn geliebt über alle Maß wußten nicht, daß die beiden Menschen, erzählte sie der neuen Freundin, ohne die mit ihnen an ihrem Tische saßen, sie einen Namen zu nennen, den verhaßten o fremd, so kalt und abweisend und er Namen, den sie nicht mehr trug. Ein alter verbend, flehend, in leidenschaftlicher Liebe Erbonkel hatte sie und das Kind adoptiert entbrannt, daß sie sich einst angehört hatten und ihr eine halbe Million als Erbe hinter¬ in dreijähriger Ehe. lassen. Reich, schön, begehrenswert war Re¬ Und warum haben Sie sich ge¬ zine jetzt, die er als „junges Gänschen“ schieden mißhandelt und bis zur Unerträglichkeit „Warum?“ Sie atmete tief auf. „O, gequält und dadurch gehindert hatte, sich wenn Sie wüßten, wie er mich verhöhnte. zu ihrem schönen, stolzen Selbst zu entfalten. „Das junge Gänschen nannte er mich. Wie ein Triumph leuchtete es aus ihren Und seine Berechnungen stimmten nicht. Augen, als eines Tages ein Herr an ihrer Er erwartete mehr von mir — mein Vater Seite erschien, an dessen vornehmem, sicheren war nicht freigebig genug. Eine Frau er¬ Auftreten man auf den ersten Blick den nähren, das wollte er nicht. Und er haßte ganzen Mann erkannte. das Kind, es kostete soviel Mühe, Zeit und Und als sie dann nach einiger Zeit, in Geld! der der einstige Gatte die höchste Qual er¬ „Ja, die alles nehmen, Leib und Seele duldete, den Neuangekommenen als ihren die ein Weib zu Tode hetzen— ja, zu Verlobten vorstellte, reiste der Künstler plötz¬ denen gehörte er. Ich hasse ihn und schäme lich ab. Er behauptete krank zu sein und mich eine Frau gewesen zu sein.“ wäre nicht imstande, seinen Auftrag fertig Wieder atmete sie tief und schwer, auszuführen. dann aber kam es wie Verklärung über sie. Es scheint ihn stark mitgenommen zu Ein helles Lächeln umschwebte ihre haben, meinte Herr Burkhard zu seiner Lippen und in ihren Augen lag es wie Gattin, denen beiden die Leidenschaft des neues Hoffen auf ein Glück. Malers nicht entgangen war. Er der lauschend im Gartensalon „Ja, antwortete die Gattin, „es ist stand, die Palette müßig in der Hand, er gut, daß er fort ist, denn er war ein ge¬ hörte ein Urteil. Wie im Fieber schlugen fährlicher Mensch. S Geigenklänge. Von J. F. Zlatnik. Tiefer Ernst umwölkt mirBlick und Miene; Selt'ner Klang, bewegst mich wundereigen, Was hat mir das Leben chon verneint! Wie du zitternd an das Ohr mir bebst, Plötzlich eine nahe Violine Schmeichelnd mir erfüllst der Seele Schweigen, Schmelzend singt — undjauchzt — und weint. Tote Träume neu belebst .... Wie das Lied aus Philomelens Kehle, Mit dem Hauch aus teurem Mund vereint, Dringst du, Geigenklang, in meine Seele Und sie singt —jauchzt — und weint ....

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