Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1921

Das Jahr 1921. gerade vor der Sonnenscheibe vorbei. Wir sehen Sogenannter Jahresregent ist der Merkur. dann bei einem solchen Merkurdurchgang den Die alten kannten 7 Planeten, zu denen sie Planeten als kleines, scharf begrenztes, schwarzes auch Sonne und Mond, nicht aber die Erde Scheibchen vor der Sonne von Osten nach Westen zählten. Von diesen „regierte“ nach dem astro¬ in drei bis vier Stunden vorüberziehen. Der logischen Glauben in sich immer wiederholender etzte derartige Durchgang, von denen durch¬ Reihenfolge jeder abwechselnd eine Stunde des schnittlich 13 in einem Jahrl undert sich ereignen, Tages, dann auch jeder außerdem je einen Tag and in den Mittagsstunden des 7. November der Woche und endlich noch jeder abwechselnd 1914 statt, der nächste ist am 7. Mai 1924 zu ein Jahr. Mit dem jeweiligen Jahresregenten erwarten. hänge auch, so nahm man an, der Witterungs¬ Jahrescharakter und mutmaßliche Witterung. charakter des betreffenden Jahres zusammen. Nach allen Erfahrungen über das Wetter muß Die folgenden Angaben werden aus alter aber heute eine solche Annahme als gänzlich ver¬ Gewohnheit von den meisten Kalendern noch heute fehlt bezeichnet werden, denn aus den sehr weit aufgenommen. Eine Bedeutung besitzen diese auf zurückreichenden genauen Aufzeichnungen über das willkürlichen Annahmen fußenden „Prophezei¬ Wetter ist eine periodische Wiederkehr desselben ungen“ nicht, da es bis jetzt unmöglich ist, das immer nach 7 Jahren, wie es der Begriff des Wetter auf längere Zeit vorauszusagen. Jahresregenten verlangt, durchaus nicht nach¬ Das Jahr 1921 ist insgemein mehr trocken, weisbar. Für das Jahr 1921 hätte Merkur die kalt, als warm, daher selten fruchtbar. und Rolle des Jahresregenten zu übernehmen. Es soll Frühling: Der ausgehende März ist warm, an dieser Stelle einiges mitgeteilt werden, was der April bis 25. trocken, danach kalt, der Mai sich aus jahrelangen Beobachtungen dieses Him¬ hat anfänglich rauhe und kalte Tage, so zwar, melskörpers ergeben hat. daß die Früchte in Gefahr stehen, zu erfrieren. Sommer: Hat ziemlich viel Regen, von Merkur hat von allen bekannten Planeten welchem die Erde doch nicht recht erquicket wird. die kleinste Entfernung von der Sonne. Da seine Das Heu und Getreide kann wohl eingebracht Bahn unter allen übrigen, abgesehen von einigen Asteroidenbahnen, am stärksten von der Kreisform werden, doch muß man sich nicht säumen. Herbst: Erster Teil hat viel Regen und abweicht, nähert er sich der Sonne im Perihel * zeitlichen Frost, wenn aber die Hälfte des Ok¬ bis auf 46 Millionen Kilometer, steht aber im Aphel 69 Millionen Kilometer von ihr ab, d. i. mit tobers vorüber ist, fällt trockenes Wetter ein, der Entfernung Erde —Sonne verglichen, etwa ein bis zum Anfang des Advents. Winter: Nach dem schönen Herbste kommt Drittel, beziehungsweise nahezu die Hälfte. Er umläuft die Sonne in 88 Tagen. Seine kleinste zu Anfang des Dezembers der Winter auf ein¬ mal, ist kalt und schneit bis in den Februar der Entfernung von der Erde zur Zeit der unteren ich etwas gelinde anläßt, um die Hälfte ist er Konjunktion beträgt 76, die größte bei der oberen Konjunktion 220 Millionen Kilometer. Der Durch¬ sehr kalt bis den 4. März, danach Sturmwind messer Merkurs wurde zu ungefähr einem Drittel bis zum Ende. von dem der Erde, nämlich 4800 Kilometer, ge¬ Finsternisse. funden. Wegen seiner engen Bahn kann der Planet, (Zeitangaben in mitteleuropäischer Zeit.) von der Erde aus betrachtet, nur einen geringen Von den 2 Sonnenfinsternissen im Jahre 1921 Abstand von der Sonne erreichen. Die oberste ist in Mitteleuropa die erste, von den 2 Mond¬ Grenze desselben beträgt in den sogenannten finsternissen die zweite sichtbar. „größten Elongationen“ 23°—29° westlich oder 1. Ringförmige Sonnenfinsternis am östlich. Es bleibt daher dieser Himmelskörper 8. April. 1921. Anfang der Finsternis überhaupt meist in den Strahlen der Sonne verborgen und am 8. April um 7 Uhr 51·6 Min. vorm. Ende nur unter sehr günstigen Verhältnissen kann man der Finsternis überhaupt am 8. April um 12 Uhr ihn mit bloßem Auge in heller Morgen= oder 37·7 Min. nachm. Die Finsternis ist sichtbar in Abenddämmerung auffinden. Im Fernrohr be¬ den nordöstlichsten Teilen Nordamerikas, in Grön¬ trachtet, zeigt die Scheibe Merkurs ähnliche land, im nordöstlichen Atlantischen Ozean, in Lichtphasen wie der Mond. Aus Flecken, die man Europa, Nordwestafrika und Nordwestasien. Die auf seiner Oberfläche gelegentlich wahrgenommen Zone der Ringförmigkeit beginnt im Atlantischen chloß Schiaparelli auf eine Umdrehungszeit von Ozean, streift die Nordspitzen von Irland und 88 Tagen. Demnach dreht sich der Planet während Schottland, den nordwestlichen Teil von Nor¬ eines Umlaufes um die Sonne nur einmal um wegen und endigt im nördlichen Eismeer. seine Achse und kehrt daher der Sonne imme Für Wien beginnt der Finsternis am 8. April dieselbe Seite zu, ganz ähnlich den Verhältnissen 1921, um 8 Uhr 42 Minuten vormittags, die zwischen Erde und Mond. Wenn Merkur zur größte Verfinsterung (0·71 Sonnendurchmesser Zeit der unteren Konjunktion sich im Knoten indet statt um 9 Uhr 59 Minuten vormittags seiner Bahn mit der Ebene der Erdbahn, also das Ende der Finsternis um 11 Uhr 21 Min. auf der geraden Verbindungslinie zwischen Erde vormittags. und Sonne, befindet, so führt ihn sein Lauf

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