Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

K neb Die K Lotengräber der Luft. □ Ein Erlebnis in Indien. Von Dr. heinrich Penn. O 2 gewordenen Equipagen die Besuche und 22 2 as war kein Spätherbst im fro¬ Huldigungen der Herren empfangen. G. stigen Novemberdüster der deut¬ Dort unter den mit lautem Gelächter schen Lande mit dem schwer auf Halden und lärmendem Geplauder promenieren¬ und Hügeln liegenden Nebelschleiern den Eingeborenen fiel ihm die, nach Art dem trostlos ewig grauen Herbsthimmel, Parsi in weite, mit Gold, Silber und den bis auf die Knochen sich schleichen¬ bunter Seide gestickte, wie eine Toga den Kälteschauern. drappierte Gewänder gehüllte, berausch¬ Das war ein Spätherbst in sengen¬ ende Schönheit zum ersten Male auf; der Sonnenglut, in den lodernden Flam¬ wie elektrische Funken zuckten die Blicke menbüscheln der Tropen, im strahlenden hin und wieder und entzündeten in bei¬ Glutmeer der palmenbegrenzten Hügel der Herzen den mächtigen Feuerbrand und Buchten Indiens. einer ersten Liebe. Und im Hause Pangerans, des reichen Und doch galt es froh pulsier¬ Kaufmannes aus dem Stamme der Par¬ endem deutschen Blute, einem frischen, si, der bedeutendsten Handelsleute Bom¬ forschen deutschen Sohne, der in Bombay bays, mit welchem ihn Geschäftsinter¬ in Diensten einer deutschen Firma stand, essen verbanden, traf Fritz die schöne, die dort eine eigene Niederlassung ge¬ gefeierte Bycülla wieder, oben auf Ma¬ gründet hatte. Fritz war ein schmucker, labar=Hill, der reizenden, palmenüber¬ blonder Junge, mit feinem, dort unter ragten und zedernumrauschten Villen¬ Engländern selbstverständlich englisch zu¬ stadt, welche die Europäer auf der nörd¬ gestutzten Schnurbarte, aus lustigen, da¬ lichen Landzunge der Back=Bay, auf den bei treuherzigen blauen Augen in die sanft ansteigenden, von zwei Seiten von Wunderwelt Indiens schauend, nach Tur¬ der Seeluft bestrichenen Hügelketten er¬ nerart frisch, froh, frei, nur nicht fromm, baut hatten und selbe mit den vor¬ denn das Glutauge, in welches seine nehmsten Eingeborenen bewohnten. Und Blicke sich jählings versenkten, war heid¬ nisch. Gabs hier eine Sünde? Er dachte in einem unbewachten Augenblicke, wo sie sich in dem, das Vaterhaus umkrüm¬ nicht daran, denn das dunkle Auge hielt menden, reizenden Garten fanden, flo¬ seines gefangen und gab es nicht mehr ßen die Lippen von all dem über, wo¬ frei. von ihre Herzen so voll waren. Aber Auf dem Apollo=Lunder wars beim zwei grünlich glühende Augen, wie jene abendlichen Konzerte der Musikkapelle eines Panthers, waren ihnen wieder¬ des englischen Gouverneurs, wo die vor¬ holt gefolgt, sie gehörten Paku, dem nehme Gesellschaft Bombays die „Brise Sohne des ebenfalls sehr reichen Parsi¬ nimmt“ und die Damen, die frische kaufmannes im Nachbarhause und vom Meeresluft atmend, in ihren zum Salon 167

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2