Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

5400 fl. jährlich auf das Doppelte er¬ höht worden wäre. Allein es wurde erst zu Ende April nur eine Erhöhung auf 5 kr. und auf 5 Jahre bewil¬ ligt, was eine jährliche Gefällserhöhung um 2314 fl. ergeben wird. Am Sonntag den 17. April fanden im erneuerten Gemeinderate die Wah¬ len des Bürgermeisters und Vizee=Bürgermeisters statt und fielen fast einhellig auf den Advokaten und Eisenbahn=Protektor Dr. Jakob Kompaß und den Med.=Dr. und homöo pathischen Arzt im hiesigen Kranken hause der barmherzigen Schwestern Karl Wolf Der Bürgermeister Dr. Kompaß ist in den Hof= und Ministerialkreisen gut angeschrieben und besitzt bereits auch das Ritterkreuz des Franz Josefordens. Am 19. April kamen Se. kaiserl. Hoheit Feldmarschall Erzherzog Albrecht mit einer Suite von mehreren Gene¬ rälen und Stabsoffizieren hier an und besuchten an diesem und dem folgen¬ den Tage in Angelegenheit der Enns¬ linie=Befestigung die in Steyr be¬ findlichen Anhöhen. Das Bürgerkorps war in Parade ausgerückt und hatte die Ehrenwache besetzt. Am Pfingstmontage den 16. Mai wurde von dem Statthalterstellvertreter, dem k. k. Hofrate Ritter von Kriegs¬ au, die Beeidigung unseres neuen Bürgermeisters, nach der Anwohnung eines festlichen Hochamtes in der Stadt¬ pfarrkirche, im Rathaussaale feierlich vorgenommen, wozu das in Parade ausgerückte Bürgerkorps die üblichen Salven abfeuerte, welche von den auf der hohen Ennsleite aufgestellten Böl¬ lern beantwortet wurden. Nachmittags fand in dem neuen gro¬ ßen Saale des Crammerschen Gasthauses (heutiges Kasino), die Ehrentafel mit 122 Gedecken statt, an welcher auch der Herr Hofrat, der Prälat von Kremsmünster Augustin Reslhuber, der Bürgermeister R. Körner nebst dem Vize¬ bürgermeister von Linz und ein Abgeord¬ 25 neter des Stiftes St. Florian teilnah¬ men, und wobei die ungezwungenste Heiterkeit herrschte, echter und fabrizier¬ ter Champagner in Strömen flossen, aber übrigens die Quantität und die Qualität der Speise dem Preise von 3. fl. per Gedeck nicht sehr entsprachen. Uebrigens wurde das Fest ganz aus¬ nahmsweise durch das schönste Wetter verherrlicht. Am 21. Mai wurde der am 22 Februar begonnene Bau der unteren Ennsbrücke vollendet, jedoch sind die steinernen Gewölbe der Vorbrücke noch weit zurück, daher dort eine Not¬ brücke errichtet werden mußte. for¬ Erst am 22. Juni fand die melle Kassenübernahme von Seite des neuen Herrn Bürgermeisters statt. Der demokratische Teil des Gemeinde¬ rates hat eine neue Geschäfts¬ ordnung für den Gemeinderat durch¬ gesetzt, worin derselbe in vier Sektionen geteilt wird, deren jede unabhängig für sich arbeitet und wodurch der Ein¬ fluß des Bürgermeisters auf Null redu¬ ziert ist. Am 9. Juli wurde endlich das Ge¬ wölbe der Vorbrücke bei der unteren Ennsbrücke fertig. Von der Amtstätigkeit des neuen Herrn Bürgermeisters ist, außer daß er vielfältig Reisen in der Eisen¬ bahnangelegenheit nach Wien unter¬ nimmt, noch gar nicht viel zu spüren. Am 3. August erhielt der Herr Bür¬ germeister Dr. Jakob Kompaß vom k. k. Handelsministerium die Bewilli¬ gung zu den Vorarbeiten für die Eisenbahn von Bruck an der Mur über Steyr zur Westbahn bei Haag auf die Dauer eines Jahres, und überdies erhielt die Stadtgemeinde schon früher auf ihr Ansuchen die Be¬ willigung zu den Vorarbeiten für eine Flügelbahn von Steyr nach St. Valentin oder Haag, was wohl alles noch keinen praktischen Wert hätte. Allein am 25. erschien in der „Wiener k. Zeitung“ eine Denkschrift des k.

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