Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

2 aus, welches auch sogleich das anstoßende zur Kleinmühle Nr. 176 gehörige Stall¬ gebäude und sogar das nahe, große Schindeldach des Schreinerschen, vor¬ maligen Ledererhauses, ergriff. Allein die schnelle und mit bewunderungswer¬ ter Einmütigkeit und Energie geleistete Hilfe der zahlreich, besonders von den Eisenarbeitern herbeigeeilten Retter und der gute Gang von sechs Spritzen be¬ schränkte das Feuer auf die beiden Stallgebäude, so daß sogar das be¬ reits ergriffene Schreinersche Schindel¬ dach noch gerettet wurde. Der Schaden war nur 1100 fl. K.=M. Am 28. August kamen zwei Abgeord¬ nete der neuen Stahlgewerksge¬ sellschaft hier an und kauften das ehemals Ernst Schindlersche, nunJo¬ hann Leopoldsedersche Drahtzugswerk am sogenannten Sackgrabenkanale Nr. 466 in Aichet, um daraus wahrscheinlich eine Stahlwarenfabrik zu machen, wor¬ über natürlich unsere Industriellen ganz verdutzt sind. Im September wurde endlich die Regulierung des Stadtpfarr¬ kirchenplatzes und die dortige Ka¬ nalisierung und Versetzung des sogenann¬ ten Antoni=Röhrbrunnens am Beginne der Berggasse bei dem Hause Nr. 158 auf den neuen Platz in Angriff genom¬ men. Bei dieser Gelegenheit wird auch der Pfarrberg reguliert, vom Hause Nr. 79 bis 83 hinab um zirka zwei Fuß abgegraben und unten bei den Häusern Nr. 86 bis 88 um 1 Fuß angeschüttet, wobei es sich zeigte, daß die Häuser 79, 80, 81, 82, 83 gar keine Grundfeste hatten und daher von Seite der Stadt mit Quadern untermauert und mit Schließen versichert werden mußten. Um die Mitte des Septembers wurde am nordwestlichen Himmel der Donat¬ chegroße Komet sichtbar, welcher dann bis zum 28. fortwährend an Größe und Lichtstärke zunahm, so daß endlich seine aufwärtsstehende breite und gebogene Rute die Länge von beiläufig ein Zehntel des ganzen Horizont=Meri¬ dians einnahm und auch der Kern be¬ deutend größer als jeder andere Stern war, also unstreitig der schönste Ko¬ met, der seit Menschengedenken gesehen worden ist. Vom 28. September bis 9. Oktober, wo er der Erde am nächsten stand (11 Millionen Meilen) war er in seiner größten Lichtstärke, und sein Schweif maß 20 Breitengrade oder 5 Millionen Meilen; vom 11. Oktober an rückte er mehr gegen Südwesten vor, und nach dem 15. tat der zunehmende Mond seinem bereits schwächer gewor¬ denen Lichte Eintrag. Am 1. September mußte auch die Stadtgemeindevorstehung als politi¬ sche Behörde des Stadtbezirkes die Bestrafung der mit der kaiserlichen Ver¬ ordnung vom 20. Juni 1858 den polit. Behörden zugewiesenen 57 Uebertretun¬ gen des allg. Strafgesetzes übernehmen, nachdem dieselbe schon früher die poli¬ zeilichen Uebertretungen zu bestrafen gehabt hatte, und wird vom 1. Sep¬ tember angefangen die Schöpfung der Straferkenntnissevom rechtsgelehrten Herrn Sekretär besorgt. Doch kam unsere Stadtverwaltung, die höchst voreiliger Weise zwei Drittel des großen städtischen Erzölestinergebäudes dem Aerarium zu Gerichtszwecken ge¬ chenkt und sogar noch anno 1854 für das Bezirksamt des Landbezirkes Ar reste, Schubstuben und Dienerwohnung daselbst unentgeltlich etabliert hatte, nun ihres eigenen vermehrten Arrestbedarfes sehr in Verlegenheit und mußte endlich froh sein, daß ihr gestattet wurde, im Notfalle die kreisgerichtlichen und be¬ zirksämtlichen Arreste zu Hilfe nehmen zu dürfen. In der zweiten Hälfte des Oktober kam der k. k. Ingenieur Denhart mit einem Assistenten und bei 20 hauptge¬ werkschaftlichen Handlangern von Weyer und Losenstein heraus, um eine Ver¬ bindungseisenbahn welche von Bruck über Vordernberg, Hieflau, Weyer Steyr und Linz nach Böhmen gehen soll, zu trassieren. Jedoch waren auch

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