Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1914

gingen einfach nicht nach Petersburg. Und als dann endlich drei der tapferen Verbün¬ deten den vierten „Bruder“ in erbitterten Kämpfen niedergerungen hatten, konnte Rußland die Sieger zur Einstellung der Feindseligkeiten nicht bewegen — das sollte erst Rumänien vorbehalten bleiben. Und als dann Rumänien über Anregung Rußlands und Frankreichs — zunächst um das zu er¬ reichen, was ihm auf den Petersburger bulgarisch =rumänischen Ausgleichsverhand¬ lungen dank des Widerstandes gerade Ru߬ lands und Frankreichs zu erreichen nicht Sultan gelungen war, Silistria und die Linie Turtukaja—Baltschik, und um weiters den Frieden zwischen Bulgarien und den übri¬ gen Staaten des Balkanbundes zu erzwin¬ gen, in Bulgarien einrückte, konnte Ru߬ land, da es merkte, daß auch Rumänien seine eigene Politik und nicht jene Ru߬ lands zu machen gewillt sei, Rumänien nicht zur Einstellung seines Vormarsches in Bulgarien bewegen. Und die Türkei? Unfähig oder nicht ernstlich gewillt, Reformen einzuführen, die ihr den inneren Frieden verbürgen konnten, 67 nicht gewitzigt durch die in Tripolis ge¬ machten Erfahrungen, sah sie sich militärisch nicht genügend gerüstet, mit einer gänzlich versagenden Organisation und Intendantur schier plötzlich vor den Angriffen des Bal¬ kanbundes — und auch da bot sie noch das traurige Beispiel eines militärischen, bis zur Ermordung eines ihrer besten, tat¬ kräftigsten und integersten Männer, des Großwesirs Mahmud Schefket, durch Mit¬ glieder der Entente liberale führenden Bruderzwistes zwischen den Anhängern des jungtürkischen Komitees für Einheit und Mehmed Fortschritt und jenen der Entenre liberale, der auch angesichts des Feindes nicht ver¬ stummte. Daß aber trotz aller schlimmen Niederlagen, die diese Fehler der türkischen Armee eintrugen, der alte tapfere Sinn des Osmanentums nicht erloschen war, das be¬ wiesen nebst einigen glänzenden Rückzugs¬ gefechten und den Kriegsfahrten des Kreu¬ zers „Hamidie“ des Schreckens der Ver¬ bündeten, die heldenhafte Verteidigung Adrianopels unter Schukri Pascha und Skutaris zuerst unter Hassan Riza¬ Pascha und dann nach der offenbar durch 5*

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