Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909

36 konnte der Effendi den verwünschten Taucher sehen, der seine Hände, wie das erstemal, emporhielt und zweifelsohne das Auslaufen der „Achmedie“ mit seinem „bösen Blick“ zu verhindern im „ Sinne fuhrte. Böse oder nicht, genau dasselbe Un¬ das glück traf die zweite Fregatte, und Der Ablaufen mißlang vollständig. der Schiffbauer war in Verzweiflung, Effendi kehrte fluchend in sein Hotel zu¬ rück und wollte eben seiner ganzen Dienerschaft die Bastonade geben lassen, um sein Herz zu erleichtern, als sein Dolmetscher, ein schlauer Grieche, den Balsam des Rates in das Ohr der Ent¬ rüstung zu träufeln wagte. „Effendi,“ sagte er, „der Rajah, welcher sich Demetri nennt, ist zweifels¬ ohne ein schlauer Mann, ein Magier, der durch Zauber und Sprüche die Schiffe meines Herrn, des Pascha, den Allah schütze, gebannt hat. Aber er ist ein Rajah und ein Grieche und deshalb ein Schurke. Besteche ihn mein Herr, der Effendi, und er wird seinen Zauber aufheben. □ „Ihr seid alle Hunde und Söhne von Hunden,“ antwortete der Effendi gnädig, „aber aus deinem Munde, Vanni, kommt viel Weisheit, sende deshalb nach dem Taucher mit dem bösen Blic.“ Demetri, der Taucher, erschien in kurzer Zeit: aber er machte weder sein Salem vor dem Effendi, noch nahm er den Fez ab. Der Gesandte des Sultans war versucht, sein Gespräch mit einer Bastonade auf die Sohlen des Tauchers zu eröffnen; aber Furcht vor dem Unter¬ präfekten und seinen Gendarmen, viel¬ leicht auch vor den Zauberkräften des Tauchers, hielten ihn davon ab „Hund und Sklave, sagte er höflich, „Hund, der du Eingeweide aus dem Laden eines jüdischen Metzgers fressen würdest, weshalb hast du die Schiffe un¬ seres Herrn und Kalifen, des Sultans Mahmud, behext?“ „Ich bin nicht hiehergekommen, Schimpfwörter zu schlucken“, antwortete der Taucher kalt, „und wenn Eure Worte für Hunde sind, so macht die Fenster auf und ruft sie hinaus. Wenn Ihr etwas von einem Manne wollt, der in Frankreich soviel gilt, als ein Effendi, so sagt Eure Wünsche!“ „Die Schiffe, Sklave, die Schiffe!“ „Die ersten zwei blieben im Schlamme tecken“, sagte der Grieche, „und das dritte wird mit des Himmels und des heiligen Georg von Cappadocien Willen nicht weiter als eine Kanonenkugel kommen.“ „Du lügst, Hund, du lügst!“ rief der Effendi. C „Ihr lügt, Effendi!“ antwortete der Taucher, „und wenn Ihr mir die Lüge wiedergebt, bei St. Lukas, so werd' ich Euch den ungläubigen Kiefer zerbrechen.“ Da der Effendi mit dem Taucher allein war und das stählerne Gesicht und die entblößten Zähne des Griechen ein etwas drohendes Aussehen annahmen, so hielt es der Unterredner für besser, seinen Ton zu dämpfen. „Kannst du den Zauber lösen, der auf den Schiffen ruht? ist alles „Für die, welche abgelaufen, Beten vergeblich.“ „Wird das nächste ablaufen?“ „Wenn ich will.“ „Und das vierte? „Wenn ich will.“ „Nenne deine Bedingungen“, sagte der Effendi etwas erleichtert. „Wieviele dir 10.000 Piaster verlangst du? Werden genügen?“ □ „Ich verlange weit mehr“, antwortete Lächeln. Demetrius mit grinsendem „Mehr! Welche Schurken seid Ihr Griechen! Wieviel mehr?“ „Ich verlange“ fuhr der Taucher fort, „mein Weib Katinka von Stambul zu¬ rück. Sie wurde von Chios weggeschleppt und befindet sich im Harem des Kapotom Pascha. Ich fordere meine drei Kinder Anton, Yorghi und Endoria. Wenn ich die alle hier in Marseille habe und

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2