Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

32 Der zerstreute Professor. Der Pro¬ Aus dem Hause. Die Mutter droht fessor geht in Gedanken vertieft am dem ungezogenen Fritz, ihn zu den Hüh¬ Ufer eines Flusses spazieren, da hört er nern zu sperren. „Das kannst Du, er¬ aus dem Wasser einen Ruf:„Hilfe! klärte er, „aber ich sage Dir im voraus: Eier leg ich nicht!“ Hilfe! Ich kann nicht schwimmen!“ Professor: „Auch ich kann nicht Sein Standpunkt. Frau: „Und schwimmen; aber darum schreie ich doch jeder Doktor sagt mir dasselbe; nämlich nicht so wie Sie.“ es müsse etwas geschehen. Vor allem sei ein regerer Stoffwechsel bei mir nötig.“ Anwiderleglich. Erster Kommis: Mann: „Mach' nicht so viel Um¬ „Mein Prinzipal ist ein vorzüglicher Turner. schweife. Regerer Stoffwechsel! Das Zweiter Kommis: „Das ist gar nichts heißt auf Deutsch: Du brauchst halt wie¬ Der meine aber ist Schützenbruder.“ der ein paar neue Kleider!“ Erster Kommis: „Das kann schlie߬ lich jeder sein, der ein Gewehr hat. Aus der Instruktionsstunde. Zweiter Kommis: „Ja, das schon, Feldwebel: „Was dürfen die Sol¬ aber mein Prinzipal kann mir was vor¬ daten?“ chießen, Dir der Deine höchstens was — schie¬ Soldat: „Marschieren vorturnen.“ —7 ßen Das kleinere Abel. Mann: „Zum Feldwebel: „Ihr seid alle Schafs¬ Teufel, der Balg mit seinem Gebrüll köpfe keinem politischen Verein ange¬ macht mich noch toll, kannst Du ihn denn hören dürfen die Soldaten!“ nicht zum Schweigen bringen?“ Das schlaue Tieschen. Lieschen: Frau: „Na, ich will versuchen und „Tante, ißt Du Schokoladebonbons ihm einmal etwas vorsingen.“ gern?“ Mann: „Na, dann laß ihn lieber Tante: „O ja, Lieschen, sogar sehr schreien.“ gern! Lieschen (nach einigem Nachden¬ Ein Psfsikus. Schuhmachermeister ken): „Dann werde ich meine Schoko¬ (zum Lehrling): „Was, Du Schlingel, bist ladebonbons doch lieber der Großmama noch nicht fertig mit dem Stiefelputzen? zum Aufheben geben.“ Lehrling: Eenen Momang, Meester, ick bin schon beim zweeten! Gemütsroh. Erste Dame: „Und was tat Dein Mann, als Du in Ohn¬ Schuhmachermeister: „So, zeig' mal macht fielst?“ den ersten!“ Zweite Dame: „Ja, denk' nur, Lehrling: „Denn putz' ick, wenn ick der Elende holte seine Kamera und mit 'm zweeten fertig bin!“ machte eine Momentaufnahme!“ — Eine Feindin des Klatsches. Haarscharf. Zeuge: „Ich kann es Hausfrau (zu ihrer Freundin): bestätigen, daß der Ochsenwirt dem „ . . Ja, das tut meine Anna auch, daß Jakob Streicher einen Fußtritt versetzt sie mir so skandalöse Geschichten erzählt hat, so daß dieser die Stiege hinabge¬ von den Herrschaften, bei denen sie frü¬ flogen ist.“ her gedient hat. Aber ich lasse sie jedes¬ Richter: „Sie müssen genauer sein mal ganz ruhig ausreden, und wenn sie mit Ihrer Angabe; vor allem sagenSie ertig ist, sag' ich ihr gehörig, wie un¬ mir, womit hat der Angeklagte dem assend es ist, mir solche Klatschereien zu Streicher einen Fußtritt versetzt?!“ hinterbringen!“

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