Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

62 dem Braunen heimgeholt. Der eingebildete Müllersfrau herumhuscht, und einen ge¬ Mensch meint aber doch zu wissen, „wie wissen Johann zum glücklichsten Müller er d’ran ist mit ihr,“ und baut allerlei weit und breit macht. Luftschlösser, in denen eine blonde Humoristisches. eines hinter den Litfaßsäulen stehenden Ein geprellter Gauner. Strolches nicht entgangen, der Gedanke Dr. N. in Berlin gehört zu den Glück¬ an eine, Andern unbewußt unter'm Kopf¬ lichen, die nicht viel mit den Mühen des kissen verborgene goldene Uhr, wahr¬ Lebens zu kämpfen haben, er hat, was cheinlich noch mit Kette und Zugehör man so sagt, etwas hinter sich gebracht weckte die Gelüste des wackeren Indu¬ oder auch bringen lassen, es geht ihm striellen im Gebiete der Annexionskunst in mithin nicht gar so schlecht hienieden, um nicht geringem Grade; der Doctor und so weniger, da er die glückliche Gabe be¬ dessen Wohnung ist ihm hinreichend be¬ sitzt, das Leben seinen Verhältnissen an¬ kannt, hat er ihn doch oft genug bei gemessen richtig zu genießen. Ein großer einen Einkäufen für die höhere Küche Freund von Wildpret und Geflügel, ist beobachtet, wie aber nun in das Schlaf¬ er eine bekannte Erscheinung auf dem gemach eindringen? Nachdenkend schlich Platze unter den Händlern jener Speciali¬ der Strolch instinctmäßig der Wohnung täten, er thut sich auch nicht wenig darauf des Doctors zu, da plötzlich zuckte der zugute, ein guter Kenner und Käufer Lichtblick eines passenden Gedankens über in dieser Art zu sein und manchen Hasen, ein Gesicht, er fährt mit der Hand in manchen Fasan und manches Paar wilder die Hosentasche, klimpert prüfend mit dem Enten 2c. sandte er schon durch irgend klingenden Inhalte desselben, findet ihn einen Boten seiner Gattin zu, während just ausreichend, und nähert sich einem er in gewohnter Weise der Wein= und Wildpretstande, dessen größten und Frühstücksstube den regelmäßigen Vor¬ fettesten Hasen er mit seiner Baarschaft mittagsbesuch machte. Auf diesem täglichen erhandelt. Kaum fünf Minuten darau Gange war er auch im verflossenen Winter teht er vor der Flurthür unseres Doctors begriffen, als ein ihm begegnender Freund in der Linken den fetten Hasen haltend, ihm zurief: „Liebster Doctor, sehen sie mit der Rechten nach dem Klingelzug doch 'mal nach Ihrer Uhr, die meinige greifend, und sich alle Mühe gebend, das geht, wie mir scheint, nicht richtig und pfiffige und verschmitzte Lächeln zu bannen, ich hab' Termin.“ Unser Doctor fährt welches das stolze Selbstgefühl seiner mit der Hand nach der Westentasche, tappt außerordentlichen und unfehlbaren Schlau¬ umher, findet seine Uhr nicht und ruft aus heit über sein Gesicht verbreitete. „Ich „Fatale Geschichte, kann nicht dienen, habe bin doch hier recht bei Herrn Doctor N.? die Uhr wieder unterm Kopfkissen liegen so tritt er, nachdem ihm geöffnet, der lassen, wird mir die alte Hanne beim Bett¬ Hausfrau entgegen und fährt alsbald machen doch noch einmal entzwei werfen. nach Bejahung dieser Frage fort: „Ein Dieses kurze Zwiegespräch war den Ohren schön Compliment vom Herrn Doctor

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